Webserie "Dryvrs":Kevin ist immer noch traumatisiert

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Für die Mini-Serie "Dryvrs" schlüpft Macaulay Culkin noch einmal in seine bekannteste Rolle. Das Alleine-zu-Hause-Sein hat Kevin nicht besonders gut getan.

Von Luise Checchin

Es gibt bekanntlich kaum etwas Gefährlicheres für die menschliche Psyche als Weihnachten. Welch traumatische Folgen weihnachtliche Erlebnisse auf das kindliche Gemüt haben können, zeigt nun die erste Folge der Mini-Serie "Dryvrs". Sie tut dies am Beispiel eines alten Bekannten. Kevin heißt er und vor genau 25 Jahre wurde er von seiner Familie zu Hause vergessen, während die in die Weihnachtsferien fuhr.

Es ist wirklich ein kleiner Coup, den der Musiker, Schauspieler und Produzent Jack Dishel mit seiner ersten "Dryvrs"-Folge, "Just Me In The House By Myself", gelandet hat. Die Idee des von ihm entwickelten fünfminütigen Webserienformats ist simpel: Inspiriert von Fahrdienstvermittlern wie Uber, sieht man ihn, wie er als Kunde der App "Dryvrs" in jeder Folge auf einen neuen skurrilen Chauffeur trifft. Den Anfang macht Macaulay Culkin als sichtlich gealterter Wiedergänger seiner bekanntesten Rolle: Kevin aus der Komödie "Kevin allein zu Haus" von 1990.

"Sie denken an meinen Bruder, den Bastard, aber sie vergessen mich, den verdammt noch mal süßesten Achtjährigen des Universums!"

25 Jahre später ist dieser Kevin ein langhaariger Junkie im Holzfäller-Grunge-Look, der viel zu zittrig zum Autofahren wäre, hätte er denn überhaupt einen Führerschein. Also übernimmt der Kunde Jack Dishel kurzerhand das Steuer und lässt sich beim Fahren erläutern, warum Kevin ein gestörtes Verhältnis zu seiner Mutter hat: "Es ist Weihnachten und deine ganze Familie fährt in den Urlaub", erzählt Kevin sein Schlüsselerlebnis, "und sie vergessen ihren achtjährigen Sohn. Ihren achtjährigen Sohn! Ganz alleine. Im Haus. Für eine Woche."

Gegen zwei psychopatische Einbrecher habe er das Haus verteidigen müssen, noch heute quälten ihn Alpträume, beklagt er. Unfreiwillig avanciert Jack Dishel nun also zum Therapeuten, denn die vergangenen familiären Verwerfungen nagen ganz offensichtlich an Kevin: "Sie denken an meinen Bruder, den Bastard, aber sie vergessen mich, den verdammt noch mal süßesten Achtjährigen des Universums!"

Die therapeutischen Erfolge der gemeinsamen Fahr-Sitzung sind allerdings recht begrenzt. Als der Wagen von einem bewaffneten Mann überfallen wird, wirkt das bei Kevin als Trigger des nicht verarbeiteten Traumas: Er reaktiviert sein Talent, Alltagsgegenstände in Folterinstrumente zu verwandeln - Traktierungen mit einem glühenden Kleiderbügel und das Fesseln mit weihnachtlichen Lichterketten sind da noch die freundlichsten Aufmerksamkeiten.

Anfang kommenden Jahres soll es neue "Dryvrs"-Folgen mit anderen Gaststars geben. Bis dahin mag die erste Episode allen Eltern als Warnung dienen: Was Sie Ihrem Kind dieses Weihnachten zumuten, kann unabsehbare Konsequenzen haben.

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