USA:Milliardendeal

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Nach dem 4,1-Milliarden-Dollar-Zukauf der TV-Konglomerats Tribune Media wird Nexstar zum größten Anbieter von US-Lokalsendern. Der Schachzug hat offenbar auch mit vergangenen und künftigen Präsidentschaftswahlen in den USA zu tun.

Von Jürgen Schmieder

Die Amerikaner werden erst in gut 700 Tagen wieder darüber abstimmen, wer Präsident ihres Landes sein soll, die Vorbereitungen aber beginnen jetzt. Das wichtigste Anzeichen dafür ist nicht nur das Nachdenken einiger Demokraten, ob sie echt gegen Donald Trump antreten wollen, sondern der 4,1-Milliarden-Dollar-Zukauf des TV-Konglomerats Tribune Media durch den Medienkonzern Nexstar, der so zum größten Anbieter lokaler US-Fernsehsender wird. Weil Nexstar auch Schulden in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar übernimmt, wird der Deal 6,4 Milliarden Dollar wert sein.

Die großen politischen Debatten werden bei landesweiten Kabelsendern geführt, bei Fox News oder CNN. Nachrichten aber verfolgen viele Amerikaner auf lokalen Sendern, weil die das Geschehen des Tages herunterbrechen darauf, was es für den Bundesstaat bedeutet, den Bezirk, die Stadt. Wer Präsident werden will, muss sich nicht unbedingt die Stimmen aller sichern, sondern vor allem jene in den Städten, Bezirken und Bundesstaaten, die letztlich entscheidend sind. Das war eines der Argumente beim Wettbieten um Tribune Media, zu dem 42 lokale Sender in TV-Märkten wie Los Angeles, New York und Chicago gehören, aber eben auch in wahlentscheidenden Gegenden in Ohio, Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Die Sinclair Broadcast Group (SBG) hatte sich 2017 mit Tribune Media auf eine Übernahme geeinigt, es hieß, dass der als Trump-freundlich geltende Konzern eine lokale Sendergruppe einführen wollte - noch konservativer als Fox News. Die Übernahme scheiterte an den Bedenken des US-Kartellamts.

Nun bekam Nexstar den Zuschlag, die Übernahme soll bis zum dritten Quartal 2019 vollzogen sein. Der Konzern ist nicht bekannt dafür, Einfluss auf redaktionelle Inhalte zu nehmen. Geschäftsführer Perry Sook hat angekündigt, Sender in etwa 15 Märkten verkaufen zu wollen, um die Bedingungen des Kartellamts zu erfüllen. Am Ende der Übernahme dürfte Nexstar dennoch mehr als 200 Lokalsender in acht der zehn größten Märkte besitzen, Sook rechnet mit Einsparungen von 160 Millionen Dollar im ersten Jahr. Natürlich rechnet er auch mit einem Anstieg der Werbeeinnahmen. Der Wahlkampf 2020 droht ein noch schmutzigerer zu werden als jener 2016. Die Leute werden einschalten und die Kandidaten unzählige Werbespots buchen. Die Aktie des Unternehmens stieg nach Bekanntwerden der Übernahme um sieben Prozent an.

© SZ vom 07.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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