US-Serie "Masters of Sex":Verkabelte Lust

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Us-Serie "Masters of Sex" (Foto: Showtime)

"Masters of Sex" vermisst das Verhältnis von Sex und Liebe nicht mehr in den Schlafzimmern, sondern im Labor. Nun kommt die Serie über weibliche Sexualität der 1950er zwischen Bleistiftröcken und Emanzipation ins deutsche Fernsehen.

Von Katharina Riehl

Im Juni 1998 strahlte der amerikanische Kabelsender HBO die erste Folge einer neuen Serie aus, die einer der größten Hits in seiner Geschichte werden sollte. Sex and the City erzählte von vier Frauen in ihrer Stadt New York. Vor allem und sehr ausdauernd erzählte sie vom diffizilen Verhältnis zwischen Männern und Frauen, zwischen Sex und Liebe, das gleich in jener ersten Folge im Juni auf eine programmatische Fragestellung gebracht wurde. Carrie Bradshaw wollte wissen: Können Frauen eigentlich Sex haben wie Männer?

Sex and the City hat in all den Jahren viel erzählt über die verschiedenen körperlichen Bedürfnisse und zwischenmenschliche Absonderlichkeiten, freilich ohne jemals die romantische Liebe und die monogame Paarbeziehung als einzig echtes Lebensziel aus den Augen zu verlieren.

Keine Berührungsängste

Wenn man so will, hat der Sender Showtime, der große HBO-Konkurrent mit dem Serienhit Homelan d, in diesem Herbst die wissenschaftliche Forterzählung des fröhlichen Stellungszaubers der Nullerjahre in sein Programm geholt. Masters of Sex erkundet die erotischen Möglichkeiten nicht mehr in den Schlafzimmern seiner Protagonisten, sondern im Labor.

Michael Sheen spielt den amerikanischen Arzt William Howell Masters, der in den Fünfzigerjahren beschloss, mehr über die menschliche Sexualität erfahren zu wollen als das, was er als Frauenarzt im Ergebnis davon mitbekam. Gemeinsam mit seiner Assistentin Virginia E. Johnson (Lizzy Caplan) überredete er Frauen und Männer, sich bei einsamen oder zweisamen sexuellen Handlungen von ihm verkabeln zu lassen. Dr. William Masters maß die Gehirnströme und Herzrhythmen beim weiblichen Orgasmus, offenbar eines der ganz großen Rätsel jener (oder jeder?) Zeit. Und Virginia, die alleinerziehende Mutter ohne Studienabschluss und ohne Berührungsängste, schaffte diejenigen heran, die sich von Masters erotisch vermessen lassen wollten.

Die Serie beruht auf einer Biografie der beiden Forscher, dem Buch Masters of Sex: The Life and Times of Willia m Masters and Virginia Johnson, the Couple Who Taught America How to Love, und sie passt abgesehen vom griffigen Thema auch hervorragend in die Ästhetik historischer Serien in Zeiten von Mad Men.

Die Frauen tragen die Kleider oben sehr schmal und ums Knie herum ausladend, die Männer in ihren dunklen Anzügen trinken fingerbreit Schnaps aus großen Gläsern und sagen ihren Frauen, was zu tun ist. Aber die Geschichte der Emanzipation ist hier keine Geschichte von erkämpften weiblichen Karrieren in Männerberufen, sondern vom weiblichen Anspruch auf sexuelle Gegenleistungen. Von Frauen also, die Sex haben wollen wie Männer.

Das alles ist in wunderschönen Bildern und vor schickem Interieur gefilmt, toll besetzt und ist trotz oder wegen all des verkabelten Labor-Sex zu Beginn noch ein kleines bisschen langweilig. Auch diese Geschichte wird am Ende vermutlich die Liebe retten müssen.

Masters of Sex , Sky Atlantic HD, donnerstags, 22 Uhr.

© SZ vom 05.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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