US-Kinderserie:Scheidung in der "Sesamstraße"

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Die rosa Fee Abby Cadabby aus der Sesamstraße (hier eher rechts im Bild) wagt sich an das Thema Scheidung. (Foto: AFP)

Wie soll sich eine Kinderserie mit dem Thema Scheidung auseinandersetzen? Die US-"Sesamstraße" konfrontiert ihre bunten Plüsch-Figuren nach mehr als 40 Jahren mit der Realität vieler Familien - in einem zweiten Anlauf.

Von Julia Wilde

Das Thema Scheidung ist für Kinder ein trauriges Thema. Die Sesamstraße hat mehr als 40 Jahre gebraucht, um sich daran zu wagen. Nun konfrontiert sie ihre bunten Plüsch-Figuren mit der Realität vieler Familien - in einem zweiten Anlauf.

Bereits 1992 hatten die Produzenten der US-Sendung eine Episode zu dem Thema gedreht, da ein Bericht sagte, dass bald schon 40 Prozent der amerikanischen Kinder in Scheidungsfamilien aufwachsen würden. Ein hochkarätiges Team von Autoren, Wissenschaftlern und Produzenten hatte sich damals an der heiklen Materie versucht. Das weinende Mammut Snuffy erzählte dem Vogel Bibo: "Mein Papa zieht aus unserer Höhle aus. Ich weiß nicht wohin."

Vor der Erstausstrahlung wurde die Episode an US-Vorschulkindern getestet. Doch diese reagierten anders als erhofft: Sie fingen an zu weinen aus Angst, dass sich auch ihre Eltern scheiden lassen könnten, andere waren verstört, weil sie den Eindruck hatten, die Eltern würden ihren Sohn nicht lieben. Die Ausstrahlung im Fernsehen wurde daraufhin kurzerhand abgesagt.

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Nun also ein erneuter Versuch, Kindern das Thema Scheidung auf Sesamstraßen-Art näher zu bringen. Die rosafarbene Fee Abby Cadabby erzählt in einer Episode, die vorerst nur online zu sehen sein wird, wie ihr Leben mit geschiedenen Eltern aussieht. In einem Ausschnitt, den das amerikanische Time Magazine veröffentlichte, zeigt Abby recht fröhlich Bilder von zwei Häusern - in dem einem lebe sie mit ihrer Mutter, in dem anderen mit ihrem Vater. Ihr menschlicher Freund Gordon lobt: "Das sind beides wunderschöne Bilder!"

Das Ganze erscheint unter dem Titel "Kleine Kinder, große Herausforderungen". In dem Webclip heißt es: "Du kannst durch all diese Veränderungen in der Familie wachsen und entdecken, wie stark du wirklich bist". Stark müssen in der Tat viele Kinder sein, denn etwa 50 Prozent der US-amerikanischen Ehen werden geschieden, wie Lewis Bernstein aus dem Sesamstraßen-Team betont. Auch in Deutschland scheitert fast die Hälfte aller Ehen.

Wie die Macher der Sesamstraße erklären, wollen sie betroffenen Familien und Kindern helfen, mit ihrer Situation umzugehen. Besser spät als nie. Womöglich geben die Produzenten in ein paar Jahren sogar noch zu, dass Ernie und Bert in einer homosexuellen Beziehung leben. Schließlich gibt es genügend Indizien dafür. Zum Beispiel teilen sie sich ein Schlafzimmer. Ernie bezeichnete Bert in einer Folge sogar indirekt als seine Frau. Eine Petition forderte bereits 2011, dass die beiden heiraten sollen und somit ein Zeichen gegen Homophobie gesetzt wird.

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