Familie:Warum wird Putin nicht einfach verhaftet?

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Ukraine als Thema in einer Kinderzeichnung, die per Hörerpost an Radio Kakadu geschickt wurde - mit gelben und blauen Farben, Bäumen und Kaninchen. (Foto: Noé Staehle/Kakadu)

Kinder bewegen gerade Fragen, auf die auch Erwachsene keine Antwort haben. Die vier besten Sendungen, um ihnen den Krieg zu erklären.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Geolino Spezial

Der Podcast Geolino Spezial setzt gerne inhaltliche Schwerpunkte. Dann geht es über drei oder vier der immer mittwochs erscheinenden Episoden hinweg um bedrohte Arten, Demokratie oder die Wikinger - jeweils mit einem speziellen Fokus pro Folge. Zuletzt wurde das Thema vom Weltgeschehen diktiert: Drei Ausgaben lang hat die Moderatorin Ivy Haase, unterstützt von Tim Pommerenke, über den Krieg in der Ukraine berichtet - behutsam und mit einem ganz klaren Ziel: Der Podcast konzentriert sich auf diejenigen Aspekte des Krieges, die mit der Lebensrealität von Kindern zu tun haben. Und wählt Geschichten, die Mut machen und Hoffnung geben. Eine davon spielt an einer Schule in Böblingen, die eine Partnerschule in Odessa hat. Über dieses Netzwerk gelingt es, Schülern und Lehrern sowie deren Familien schon am Beginn ihrer möglichen Flucht eine Sicherheit zu geben, wo sie unterkommen können. Deutsche und ukrainische Jugendliche erzählen, wie sie in Böblingen zueinander finden. In einer anderen Folge gibt es Tipps, wie man auf Webseiten oder auf Tiktok unseriöse Informationen als solche erkennt. Und jedes Mal ist der Rat mit dabei, Freunde und Hobbys nicht zu vernachlässigen - sich mit dem Krieg in der Ukraine also auseinanderzusetzen, den eigenen Alltag aber davon nicht dominieren zu lassen. Auch deshalb wird sich die Redaktion des Podcasts von dieser Woche an nach den weiter abrufbaren Episoden zum Krieg erst einmal wieder anderen Themen zuwenden. Gegebenenfalls aber später erneut auf die Ukraine zu sprechen kommen. Stefan Fischer

Mausblick

Es ist eine der herausragenden Eigenschaften der "Maus", dass sie mitdenkt. Bei komplizierten naturwissenschaftlichen Vorgängen, die dann auf einmal sogar Erwachsene verstehen, bei spannenden Geschichten über Eisbären oder Maulwürfe, in denen es um Freundschaft genauso wie um Umweltprobleme geht. Und die Maus denkt an Menschen. An so viele wie möglich, und nicht erst, seit sich die breitere Gesellschaft um Diversität bemüht, sondern schon immer. Wer saß nicht irgendwann mit seinen Eltern oder Kindern vor dem Fernseher und hat gerätselt, in welcher unbekannten Sprache die Lach- und Sachgeschichten da gerade angekündigt werden?

Die Maus erklärt den Krieg in der Ukraine. (Foto: Screenshot ARD)

Jetzt gibt es die Maus auch auf Ukrainisch, und zwar ganze Beiträge. Darin hat die Redaktion der Maus viele kindgerechte Informationen zum Krieg in der Ukraine zusammengetragen, etwa kurze Videoclips, in denen Moderator Johannes im "Mausblick" Fragen von Kindern beantwortet: Warum wird Putin nicht einfach verhaftet? Was kann ich tun, wenn ich mich hilflos fühle? Sind alle Russen böse? Muss ich Angst haben?

Es sind die entscheidenden Fragen, die nicht nur Kinder gerade bewegen, und auf die auch Erwachsene oft keine Antwort haben. Die Ukraine-Seite der Maus ist deshalb nicht nur für Kinder eine gute Anlaufstelle, um zu verstehen, was in der Welt passiert. Sie kann auch Eltern dabei helfen, Worte zu finden, um mit ihren Kindern über den Krieg zu sprechen - und die eigenen Gedanken und Gefühle besser zu sortieren. Außerdem ist sie eine Anlaufstelle für ukrainische Kinder, die fliehen mussten und nun Tausende Kilometer von zu Hause entfernt nicht nur auf der Suche nach Antworten sind, sondern erst mal nach einem kleinen bisschen Ablenkung und Freude. Wieder einmal hat die Maus also mitgedacht. Sara Peschke

Radio Kakadu

Kakadus gehören zur Familie der Papageienvögel. Sie sind bunt und frech, plappern nach und flattern rum. Kakadu heißt auch das Radio-Kinderprogramm von Deutschlandfunk Kultur. Mit dabei, immer donnerstags von 14 Uhr an, eine knappe halbe Stunde Update. Große Fragen von kleinen Hörerinnen und Hörern werden da verhandelt: Dürfen Diebe im Gefängnis wählen? Oder Arme und Ohren - warum haben wir alles zweimal? Wie entsteht Strom? Zwischendurch kommen Nachrichten für Kinder und wochenaktuelle Beiträge. In denen steckt seit vier Wochen der Krieg. Ist das ein guter Platz? Gerade noch Regenwürmer bewundern, diese schleimigen Kraftprotze, und dann über Bomben und Granaten sprechen? Über eine Kinderbuchillustratorin, die Kindern auf der Flucht Bilder malt. Über einen Berliner Jungen, der drei Jahre lang mit seiner Familie in Kiew gelebt hat, gerade zurückgekehrt ist, einer seiner besten Freunde ist Russe. Und dann wieder was anderes: Warum gibt es im Flugzeug keine Fallschirme? Darf man staunen, fragen, lachen - bei diesen fürchterlichen Nachrichten? Unbedingt. Man muss. Kakadu begleitet mit dieser Magazinmischung genau das, was Kinder ohnehin den ganzen Tag machen. Zwischen Juchzen und Schluchzen liegt oft nicht mehr als ein runtergefallenes Legoraumschiff.

Merkwürdig allerdings ist die Entscheidung der Redaktion, ausgerechnet das Update-Formt ausschließlich als Podcast anzubieten. Im Radio findet man im Deutschlandfunk zur Ukraine nichts für Kinder. Georg Cadeggianini

"Logo"-Erklärsendung zum Krieg. (Foto: Screenshot ZDFtivi)

Logo

Manchmal, wenn man als erwachsener Mensch mit einem weniger erwachsenen Menschen die Kindernachrichten Logo auf Kika anschaut, ertappt man sich bei einem Gedanken: Vielleicht sollten einfach alle - gerade in Zeiten wie diesen - Sendungen anschauen, die so gemacht sind wie diese: Denn es mag noch so viel Trübsinn in der Welt sein, hier gibt es immer eine Portion Trost: "Morgen ist Weltglückstag!" Es mag alles noch so kompliziert erscheinen, hier wird alles - gerne mit den Logo-typischen Zeichnungen - so erklärt, dass man es versteht. Wer genau sind noch einmal diese Oligarchen? "20 superreiche Männer", die es "meist durch Tricks und Betrügereien geschafft haben, so reich zu werden". Diese Männer - auf dem Bildschirm illustrierte Körper mit bunten Köpfen - hätten "eine Art Abmachung" mit Putin: Er behelligt sie nicht, sie stecken ihm Geld zu und helfen mit, dass er wieder gewählt wird. Wer noch mehr wissen will, findet auf der Homepage in einem aufgeräumten Themenblog zum Krieg das Wichtigste erklärt. Wie es wieder Frieden geben könnte. Aber auch: Weshalb Atomwaffen so gefährlich sind. Zehn Minuten dauert Logo, meistens läuft es in der Zeit kurz vor der Tagesschau. Schaut man beides hintereinander, spürt man die ganz große Kunst dieser Nachrichten für Kinder: Sie versuchen, ein wenig zu beruhigen - aber sie beschönigen nichts. Mareen Linnartz

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