Network
Satire, RBB, Samstag, 23.35 Uhr
Beinahe 50 Jahre ist Sidney Lumets Film inzwischen alt, 1976 ist er in die Kinos gekommen. Wer glaubt, dass das Fernsehen damals noch ein besserer Ort war, kann sich von der Mediensatire gerne desillusionieren lassen. Denn Lumet und der Drehbuchautor Paddy Chayefsky erzählen die Geschichte eines abgehalfterten Nachrichtensprechers, der noch einmal richtig groß herauskommt, als er beschließt, keine Rücksicht mehr zu nehmen. Dieser Howard Beale, gespielt von Peter Finch, mutiert zu einer Art Fernseh-Prediger, allerdings (vorerst zumindest) zu einem ohne religiösen Überbau. Er beschimpft viele und vieles: Menschen, Unternehmen, Zustände. Auch seinen Arbeitgeber. Doch der lässt ihn gewähren, denn in Beales Frust und Hass findet sich ein immer größeres Publikum wieder, das sich von seinem neuen Helden in seiner Anti-Haltung bestärken lässt.
Selma
Drama, 3sat, Samstag, 23.15 Uhr
Als größten notorischen Lügner des Landes muss sich Martin Luther King von J. Edgar Hoover, dem über vier Jahrzehnte allmächtigen FBI-Chef, schmähen lassen. Hoover legt es darauf an, die Lichtgestalt der US-Bürgerrechtsbewegung zu diskreditieren, er lügt selbst, verbreitet Fake News, wie man das heute nennt. Hoover und seine Leute sind immer dabei in Ava DuVernays Film, zwar im Hintergrund, als Bedrohung aber durchgehend spürbar. Es geht um den alltäglichen Rassismus der Sechzigerjahre, den Kampf der Schwarzen für ihr Recht, an Wahlen teilnehmen zu dürfen. In Selma, Alabama, kulminiert dieser Konflikt, die gegnerischen Parteien belauern sich, fürchten Gewalt der jeweils anderen Seite. Dass Selma bei den Oscar-Nominierungen 2015 weitgehend übergangen worden war, galt vielen als ein neuerlicher Beleg für den Rassismus in den USA.
Matthias & Maxime
Drama, One, Samstag, 20.15 Uhr
Filmemacher nerven. Jedenfalls, wenn sie so sind wie diese Erika, die mehr plappert, als dass sie redet, in einer Pseudo-Fachsprache. Und die ihre Ästhetik als zugleich impressionistisch und expressionistisch beschreibt. Der Regisseur Xavier Dolan kann sich diesen Seitenhieb auf die eigene Profession nicht verkneifen, aber es geht ihm um etwas anderes: Erika setzt mit ihrem wirren Filmprojekt eine homoerotische Annäherung zweier Freunde in Gang, die sich bereits seit Schultagen kennen. Und die einen langsamen Abschied aus alten Lebensentwürfen zur Folge hat. Tags darauf läuft Dolans Cannes-Gewinner von 2014, der ziemlich böse Film Mommy (One, Sonntag, 23.15 Uhr). Und ein 20-minütiges Porträt des Regisseurs ist ebenfalls noch zu sehen, tief in der Nacht: Xavier Dolan - Wunderkind oder Enfant terrible (Nacht zu Sonntag, 3.05 Uhr).
Johanna von Orleans
Historiendrama, Tele 5, Samstag, 20.15 Uhr
Zweimal ist Faye Dunaway an diesem Wochenende zu sehen, als Programmchefin eines Nachrichtensenders in Network, und, in einer noch mächtigeren Position, als Königs-Schwiegermutter in Luc Bessons Freiheitskampf-Epos. Charles, erst Dauphin und schließlich französischer Monarch, gespielt vom sinistren John Malkovich, ist der entscheidende Wegbereiter für die Titelfigur, Johanna von Orléans. Denn bei allem Mut und aller Entschlossenheit dieser jungen Frau: Sie hätte nichts ausrichten können ohne die Billigung von Charles. Auf den wiederum dessen Schwiegermutter großen Einfluss ausübt. Ein zweites Vertrauensverhältnis unterhält Johanna zu einer allegorischen Figur, dem Gewissen - diese Zwiesprachen gehören zu den spannendsten Episoden des Films. Nicht nur durch das, was gesagt wird. Vor allem zeigt Besson die Dinge in seinem Film.