TV-Tipps zum Wochenende:Keine Kompromisse

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Reden nur so viel wie nötig: Der Gangster Corey (Alain Delon, l.) wirbt den Ex-Polizisten Jansen (Yves Montand, mit Hut) für einen Einbruch an. (Foto: Andre Perlstein/Studiocanal)

In den sehenswerten Filmen des Fernsehwochenendes haben Trickser große Auftritte. Sie schleichen sich in fremde Leben, stehlen sich aus den eigenen - und finden trotz großer Gerissenheit mitunter auch ihre Meister.

Von Florian Kaindl

Vier im roten Kreis

Krimi, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

In formal strengen Bildern erzählt Jean-Pierre Melville vom Verhängnis des eigenen Schicksals, dem der Mensch nicht entkommt. Den Aufhänger in seinem Drama von 1970 bildet ein Juwelenraub. Ausgehend davon entfaltet sich ein veritabler Film noir, mit existenziellen Fragen und einer fatalistischen Botschaft, die der Regisseur in kühler Präzision und reduzierten Farben illustriert. Gangster Corey (Alain Delon), ein alkoholkranker Ex-Polizist und ein entflohener Häftling drehen das Ding, sie können nicht anders. Ein Kommissar ist ihnen von Anfang auf den Fersen, er folgt seinem untrüglichen Instinkt und nähert sich der Bande Stück für Stück an. Melville verdichtet die Spannung, indem nicht mehr gesprochen wird als unbedingt nötig. In der legendären Szene des Einbruchs fällt 26 Minuten lang kein einziges Wort.

Der Regenmacher

Justizdrama, One, Samstag, 21.45 Uhr

Im Gesamtwerk von Francis Ford Coppola finden sich neben funkelnden Diamanten wie Der Pate und Apocalypse Now auch Perlen wie diese. Die Geschichte nach einem Justizthriller von John Grisham hat klare Konturen: Rudy Baylor (Matt Damon) zieht in den juristischen Kampf gegen einen Versicherungskonzern, der sich systematisch vor seiner Verantwortung drückt, kranken Menschen zu helfen. Dabei steht der Novize dem vor Arroganz strotzenden Anwalt der Gegenseite (Jon Voight) gegenüber und weiß einen bauernschlauen Helfer an seiner Seite (Danny DeVito). Wie die beiden mit immer neuen Kniffen und Tricks den Spieß umdrehen, erzählt Coppola in ebenso komischen wie berührenden Tönen. Altmeister Elmer Bernstein, Schöpfer der Titelmelodie von Die glorreichen Sieben (1960), verleiht den Dingen den nötigen Swing.

Der fantastische Mr. Fox

Trickfilm, 3sat, Sonntag, 17.05 Uhr

... Fox: Er hat es wieder getan. Obwohl er seiner Familie zuliebe ein ehrbarer Fuchs sein wollte, geht Mr. Fox auf die Jagd und stiehlt Hühner von den umliegenden Bauern. Danach hängt nicht nur der Haussegen schief, sondern er muss auch noch um sein Leben fürchten. In Wes Anderson hat das Kinderbuch von Roald Dahl einen kongenialen Interpreten gefunden. Der Regisseur ergänzt die Parabel um die für ihn typischen eigenwilligen Charaktere. Dass die Figuren im technischen Stop-Motion-Verfahren etwas eckig und ungeschliffen wirken, ist beabsichtigt und passt ins Bild. Hinter James Bond alias 007 sind jederzeit fiese Gestalten her, in seinem ersten Leinwandabenteuer überhaupt macht er seinerseits Jagd auf Dr. No (Vox, Sonntag, 14.45 Uhr). Der Auftakt zur Reihe mit dem unvergleichlichen und 2020 gestorbenen Sean Connery.

Parasite

Thriller, SWR, Sonntag, 23.10 Uhr

Es war ein langer Anlauf, bis mit Parasite im vergangenen Jahr der erste nicht englischsprachige Beitrag den Oscar für den besten Film erhielt. Ein verdienter Lohn für das südkoreanische Kino, an dem man ohnehin schwer vorbeikommt. Zu tief und aufwühlend sind die Einblicke in menschliche Abgründe, die auch Bong Joon-ho liefert in seinem bissigen Gesellschaftsporträt. Dank Schummelei und gefälschten Dokumenten schaffen es die Kims recht weit als Angestellte im Haushalt der Familie Park. Mit dem Komfort steigt allerdings die Skrupellosigkeit, mit der sie ihren Aufstieg betreiben. Aus einer amüsanten Satire auf die herrschenden Lebensverhältnisse und Klassenunterschiede wird bei Bong Joon-ho bitterer Ernst. Denn das ist die herausragende Qualität koreanischer Filmemacher: Sie machen keine Kompromisse.

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