Die Magnetischen
One, Drama, Samstag, 22 Uhr
Einen Film über das Radio zu drehen, das funktioniert immer wieder erstaunlich gut. Robert Altman ist da natürlich zu nennen mit seiner Last Radio Show oder Richard Curtis' Radio Rock Revolution. Und seit 2021 auch Vincent Maël Cardona mit seinem Debütfilm Die Magnetischen. Der spielt Anfang der Achtziger, als alles noch analog war und das Radiobusiness stark reglementiert wurde. Zwei Brüder betreiben in der Bretagne einen Piratensender, Radio Warschau, es sind die Jahre des Post-Punks. Und vor allem der zurückhaltende Philippe versteht es besser als mit eigenen Worten, über Mixtapes und Musiksamples zu kommunizieren. Der Militärdienst bringt ihn raus aus der Provinz, ins geteilte Berlin. Doch die Verbindungen in die Heimat bleiben bestehen, über Magnettonbänder und Ätherwellen in diesem auch akustisch sehr sinnlichen Film übers Erwachsenwerden.
Ein süßer Fratz
Musical, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr
Die zarte Jo (Audrey Hepburn) wird als neues Gesicht des Modemagazins Quality entdeckt. Catwalk und Modewelt sind der jungen Frau jedoch nicht geläufig, ja: anfangs sogar zuwider. Sie ist Buchhändlerin, selbst sehr belesen und eine Anhängerin des Empathikalismus - eine für diesen Film erfundene Parodie auf den Existenzialismus. Der Fotograf Avery, gespielt von Fred Astaire, stellt sich der Herausforderung, Jo in ein Idol zu verwandeln. Davon muss er die junge Frau erst überzeugen, sowie die Chefredakteurin von Quality, die bei dem neuen Gesicht für ihr Magazin eher an eine Kopie ihrer selbst gedacht hat. Eine Musicalromanze von 1957 mit Tanz und Gesang von Hepburn selbst, in der sich auf das Schönste fügt, was einfach nicht zusammenpasst. Was maßgeblich an Hepburn, auch an Astaire und sehr am Regisseur Stanley Donen liegt.
Juno
Komödie, Disney Channel, Samstag, 22.35 Uhr
Drei Paare und ein Baby, für das alle sechs, nun ja, Erwachsenen verantwortlich sind oder zumindest sein könnten - das ist die Grundkonstellation dieses Films von Jason Reitman (Regie) und Diablo Cody (Oscar für das beste Original-Drehbuch). Die 16-jährige Juno (Ellen Page) wird von ihrem gleichermaßen minderjährigen Freund Paulie (Michael Cera) schwanger. Sie entscheidet sich, das Kind zu bekommen, es zur Adoption freizugeben - und in Kontakt zu bleiben mit jenen beiden, die an ihrer und Paulies statt Mutter- und Vaterschaft übernehmen. Das dritte Paar: Junos Eltern. Was sich nach einem Sozialdrama anhören mag, ist eine extrem gelungene Komödie, die sich einige sehr kluge Gedanken macht zu den Generationenkonflikten und den kulturellen Auseinandersetzungen der Nullerjahre. Und die gut gealtert ist, sie hat bis heute Bestand.
Offenes Geheimnis
Thriller, Das Erste, Nacht zu Montag, 0.05 Uhr
Es ist nie einfach, wenn die ganze Familie zusammenkommt. Zu hoch sind die Erwartungen, zu komplex die Verstrickungen ineinander, und sowieso schwären immer irgendwo alte Wunden. Man hat sich viel zu erzählen - aber vor allem einander endlich einmal die Meinung zu sagen. Irgendetwas muss immer heraus bei einer Familienfeier. Katalysiert wird das in diesem Fall durch das Verschwinden einer Teenagerin, dem eine Lösegeld-Forderung folgt. Im Zentrum stehen Penélope Cruz und Javier Bardem, kein Paar und irgendwie aber doch. Um sie herum pflückt der Regisseur Asghar Farhadi diese Großfamilie auseinander, die moralischen Ansprüche aller Figuren, die Fassaden, hinter denen sie es sich behaglich eingerichtet haben. Wer kann sich auf wen verlassen, das ist die entscheidende Frage. Der Entführungsfall tritt in den Hintergrund, er ist vor allem Vehikel für die Enthüllung eines Sündenfalls.