TV-Serien:Mord vor Ort

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Und noch ein Krimi mit Stadt im Titel: Die Soko Potsdam im ZDF-Fernsehprogramm soll als Fortsetzung eines Erfolgsmodells dienen.

Von David Denk und Carolin Werthmann

Jetzt also auch noch Potsdam. In der brandenburgischen Landeshauptstadt ist der mittlerweile neunte Ableger der ZDF- SOKO-Krimis angesiedelt, der diesen Montag startet. Die Urserie, SOKO 5113, ist seit 1978 im Programm, im Jahr 2016 wurde sie der Einheitlichkeit halber in SOKO München umbenannt. Seitdem ist die wachsende Familie durchgängig als solche zu erkennen; vor den Potsdamer Kollegen nahm im laufenden Jahr schon die SOKO Hamburg ihre Ermittlungen auf.

Der deutsche Fernsehzuschauer liebt Krimis - und ganz besonders solche, bei denen er weiß, wo (und woran) er ist. Klar verortete Serien und Reihen prägen daher insbesondere das Vorabend- und Abendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen. Ein Prinzip, das sich auch bei Produktionen fortsetzt, die keinen Städtenamen im Titel tragen. Auch die quotenstärksten Fiction-Reihen Tatort und Polizeiruf 110 spielen nicht irgendwo, sondern etwa in Ludwigshafen oder Rostock - auch wenn die Städte selten mehr sind als die Fototapete, vor der Figuren Opfer von Verbrechen werden, und die meisten Szenen darüber hinaus aus logistischen Gründen doch lieber in Baden-Baden oder Hamburg gedreht werden. Dort sitzen die Sender - und wo die Sender sitzen, sind die Fachkräfte nicht weit. Als Freiberufler suchen sie die Nähe zu ihren Auftraggebern.

Das ist der Plan: Erst kommen die Filmteams, dann folgen die Touristen

Beim Blick auf die Deutschland-Karte fällt auf: In der Mitte ist noch viel Platz, und gemordet wird im Fernsehen mit Vorliebe dort, wo andere Urlaub machen: Schwarzwald, Bodensee, Garmisch-Partenkirchen - allein in Baden-Württemberg und Bayern gibt es acht aktuelle Produktionen, dazu sechs im hohen Norden. Eine Ausnahmestellung nimmt die Bundeshauptstadt ein: Gleich zwei mit Vorabendkrimis kaum vergleichbare High-End-Dramaserien ( Babylon Berlin, Dogs of Berlin) spielen dort; sie setzen eher auf die globale statt lokale Strahlkraft der Marke Berlin.

Für Kommunen sind TV-Produktionen ein Image- und Wirtschaftsfaktor. Jeder Drehtag ist Werbung für eine Stadt oder Region: Erst kommen die Filmteams, dann die Touristen. So hat sich Klaus Mack, Bürgermeister von Bad Wildbad, mit seinem Engagement für einen Schwarzwald-Tatort als Nachfolger des Bodensee- Tatorts in eine Schar von Kommunalpolitikern eingereiht, die um Dreharbeiten buhlen - nicht zuletzt in der Hoffnung auf etwas Glamour und ein paar Erinnerungsfotos mit den Stars. Für Mack hat es sich gelohnt: Seit 2017 gibt es den Tatort aus der Region.

Das durch eine solche Serie ausgelöste Interesse kann mitunter sehr hartnäckig sein: In Bad Tölz pilgern auch knapp zehn Jahre nach dem Finale noch Fans auf geführten Touren zu den Drehorten des "Bullen von Tölz". Treffpunkt ist das kleine, der legendären Sat 1-Serie mit Ottfried Fischer gewidmete Museum. Auch in Rosenheim lassen sich ebenfalls jene Schauplätze besichtigen, die die seit 16 Jahren und mehr als 400 Folgen im Voralpenland ermittelnden "Rosenheim Cops" bekannt gemacht haben. Ob auch Potsdam neben dem Schloss Sanssouci und dem Holländischen Viertel bald ein paar neue Sehenswürdigkeiten bekommt?

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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