Studie:Leserforschung

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Facebook, Podcasts oder doch die Zeitung? Der Digital News Report zeigt, wie sich Menschen weltweit über Nachrichten informieren.

Von Ulrike Schuster

Die guten Nachrichten vorneweg: Die Zahl der Menschen, die für Nachrichten im Internet bezahlen oder sich zumindest bereit erklären, das zu tun, steigt. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige "Reuters Institute Digital News Report", der 74 000 Menschen ab 18 Jahren in 37 Ländern auf fünf Kontinenten gefragt hat, wie, wo und womit sie sich im Netz über das Weltgeschehen informieren. Vorgestellt wurde er am Donnerstag in Berlin, die 24 Stuhlreihen in den Räumen von Zeit Online sind voll besetzt, trotz Fußballspiels, nach der Veranstaltung gab es Champagner.

Der Report ist die weltweit größte internationale Vergleichs- und Trendstudie. Die besagt auch, dass der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften online zulegt und das Vertrauen in die klassischen Medien steigt. Immer weniger Menschen informieren sich demnach über Facebook.

Die Plattform scheint laut Ergebnissen wieder das zu werden, was es ursprünglich mal war: ein Freundes-Netzwerk. Als Nachrichtenquelle aber verliert sie weltweit an Bedeutung, in Deutschland sind es gerade mal 24 Prozent, die Facebook als Nachrichtenquelle nutzen (minus zwei Prozent), in Brasilien liegt das Minus bei 52 Prozent. Gerade mal 18 Prozent der Deutschen vertrauen den Nachrichten in den sozialen Medien. Zwei Prozent sind es, die sich ausschließlich dort über das Weltgeschehen informieren.

In die Berichterstattung aktiv involviert sind zehn Prozent der Online-Nutzer, "die dafür besonders aktiv", sagt Sascha Hölig vom Hamburger Hans-Bredow-Institut, der an der deutschen Teilstudie beteiligt ist, "das sind die Unzufriedenen". Er meint, die Kommentierer seien die Menschen der politischen Ränder, rechts wie links. Im Plenum wird Barbara Hans von Spiegel Online sagen: "Wir müssen akzeptieren, dass es Menschen gibt, die wir nicht mehr erreichen können." Den anderen Lesern aber, denen mit Argumenten, müsse man zuhören und herausfinden, was relevant für sie sei.

Fake News bereiteten den Usern weltweit Sorgen, besonders stark treibt der Zweifel über Fakt und Fiktion die Amerikaner um (64 Prozent), am wenigsten die Deutschen (37 Prozent).

In den USA zahlen heute mehr als doppelt so viele Menschen für Qualitätsnachrichten wie in Deutschland (18 zu acht Prozent), am bereitwilligsten zahlen die Norweger (30 Prozent). Fast 21 Prozent der Deutschen sind nach eigenen Angaben bereit, künftig Geld auszugeben. Das Fernsehen bleibt hierzulande die wichtigste Quelle (74 Prozent), neben den Hauptnachrichten der öffentlich-rechtlichen Sender genießt die regionale Tageszeitung das größte Vertrauen.

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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