Zuständig dafür war Jeffrey Peisch, Vizepräsident des Unternehmens StarVista, das sich auf dieses Sisyphos-Geschäftsmodell des Rechtebesorgens spezialisiert hat: "Jeder einzelne Deal ist anders. Manchmal brauchen die Herausgeber oder ein Plattenlabel die Zustimmung des Sängers und des Songschreibers, manchmal ist es unkomplizierter", erklärt Peisch. Bisweilen sei bereits vorher klar, dass selbst Sisyphos sich weigern würde, mit dem Steinerollen zu beginnen - weil eine Anfrage komplett sinnlos sei. Jimmy Page etwa würde niemals die Led-Zeppelin-Version von "Stairway to Heaven" lizenzieren, bei Pink Floyd gebe es keine Chance auf die Rechte für das Lied "Dogs".
Peisch begann also zunächst mit dem Cocker-Song. "Ohne die Rechte daran wäre es sinnlos gewesen", sagt er. Peisch war erfolgreich und versuchte sich danach an zehn verschiedenen Liedern von Bob Dylan. "Man kann sich vorstellen, dass gerade die großen Namen Zustimmung erfordern", sagt der Rechtebeschaffer: "Sony kann nicht einfach einen Bob-Dylan-Song lizenzieren, ohne mit Bob Dylan zu sprechen." Es habe jedoch erstaunlich problemlos funktioniert und sei der Türöffner für zahlreiche andere Lieder gewesen: "Es war hilfreich, dass wir sagen konnten, dass Bob Dylan zehn Songs in der Serie hat - und dass er der Veröffentlichung zugestimmt hat."
"Es ist unglaublich viel Arbeit"
Es ist ein Feilschen mit den Rechteinhabern, das sich teils Monate hinzieht und nicht selten an einen orientalischen Basar erinnert. Wer für den einen Song mehr bezahlt, der bekommt womöglich noch einen weiteren für eine andere Serie obendrauf oder Zugang zu Songs von Bands wie den Beatles, die besonders schwer zu lizenzieren seien und dennoch in zahlreichen Serien vorkommen. Wenn alles nichts hilft, dann muss Peisch kreativ werden. Beim Song von Blood, Sweat and Tears etwa hatte er keine Chance, doch war eine Version des Sängers David Clayton Thomas erhältlich. "Man muss schon sehr, sehr genau hinhören, um einen Unterschied festzustellen", sagt Peisch.
Bleibt die Frage, ob sich der Aufwand, der da gerade auch bei zahlreichen anderen Serienklassikern betrieben wird, denn auch lohnt. "Es ist unglaublich viel Arbeit, es sind immense Ausgaben - und wir wissen noch immer nicht, ob sich das auszahlt", sagt Garson Foos von der Firma Shout! Factory, die 112 Künstler wie Bruce Springsteen, The Who und die Rolling Stones davon überzeugen musste, ihre Lieder für die DVD-Version der Serie WKRP in Cincinnati zu lizenzieren. Laut Foos kostete es insgesamt knapp eine Million Dollar, um 80 Prozent der Lieder für den amerikanischen Markt zu ergattern: "Wir bekommen erst langsam einen Eindruck davon, ob sich das wirklich lohnen könnte - und mit welchen Serien wir uns künftig beschäftigen werden." Die Verkäufe zum Weihnachtsgeschäft werde den Unternehmen die nötigen Zahlen liefern.
Es gibt also noch Hoffnung für die deutschen Fans, den körnigen Joe-Cocker-Vorspann von Wunderbare Jahre bald auch auf DVD kaufen zu können - für den europäischen Markt müssen die Rechte nämlich gesondert verhandelt werden. Das kann bisweilen auch ein Vorteil sein. Die Serie Malcolm mittendrin nämlich ist in den USA aufgrund der Rechtesituation nicht erhältlich, sowohl Foos als auch Peisch geben sich eher skeptisch, dass es jemals funktionieren könnte. In Deutschland dagegen sind seit wenigen Wochen die ersten drei der insgesamt sieben Staffeln auf DVD erhältlich. Immerhin.