Schauspieler Friedrich von Thun wird 70:Charme des Beiläufigen

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Die Filme, die der Blaublüter in den sechziger und siebziger Jahren drehte, sind heute schon fast Kult. Nun wird der Schauspieler Friedrich von Thun siebzig Jahre alt. Ein Leben in der Rüstung des Genießers.

Christian Mayer

Der 70. Geburtstag ist eine gute Gelegenheit für leicht verlogene Reden und Girlanden der billigen Art; doch es kann auch der reine Horror sein, sich feiern lassen zu müssen. Zum Beispiel, weil die Kinder heftig auf das Erbe spekulieren oder endlich mal abrechnen wollen mit dem Alten, der immer alles besser weiß.

Friedrich von Thun bei der Vergabe des Bayrischen Fernsehpreises 2007 - er ist eben ein heiterer Herr. (Foto: dapd)

Der Schauspieler Friedrich von Thun kennt solche Szenen, im ZDF-Familiendrama Das Beste kommt erst hat er selbst so einen Patriarchen gespielt, der beim Geburtstagsfest auf einer Hütte in den Bergen ein Fiasko erlebt, mit allem, was im deutschen Fernsehen dazugehört: ein drogensüchtiger Sohn, eine karrieregeile Tochter, eine liebestolle moldawische Haushälterin, süße Enkelkinder und viele schöne Landschaftsbilder.

Es war trotzdem ein lustiger Film, den Rainer Kaufmann gemacht hat. Das lag auch am Hauptdarsteller, an Friedrich von Thun. Auf ihn ist Verlass, er hat das in unzähligen Produktionen für das Fernsehen gezeigt: Meist spielt er einen selbstgefälligen Patriarchen, gerne einen schwerreichen Unternehmer oder einen nicht ganz so reichen Adligen. Er lächelt dann viel, er ruht in sich, er macht sich ein wenig lustig über die Aufgeregtheit der anderen und will halt das Leben genießen. Seine blauen Augen leuchten, das gefällt den Frauen im Film. Schon in der Reihe Die Verbrechen des Professor Capellari hatte er diesen Charme des Beiläufigen: Wird sich doch schon aufklären, dieser Mord, bloß keine Aufregung!

Es klingt jetzt fast wieder wie aus einem dieser Drehbücher, entspricht aber den Fakten: Friedrich von Thun kommt aus sehr gutem Hause, die Thuns sind ein uraltes Adelsgeschlecht aus Böhmen, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie vertrieben und lebte dann in Österreich. Eigentlich soll man ja an runden Geburtstagen alles Peinliche verbrämen oder lieber ganz weglassen, aber die Filme, die der hochgewachsene Blaublüter in den sechziger und siebziger Jahren drehte, sind heute schon fast Kult.

Ein umgänglicher, ganz unsnobistischer Typ

Thun zählte zum Ensemble des Schulmädchen-Reports. Auch diese Aufgabe absolvierte er mit der ihm eigenen Grandezza, bevor er sich schwierigeren Themen zuwandte. In kleineren Rollen war er in Schindlers Liste oder in Der Stellvertreter zu sehen, Regisseure wie Xaver Schwarzenberger, Dominik Graf oder Matti Geschonneck drehen gerne mit ihm: Thun gilt als umgänglicher, ganz unsnobistischer Typ.

Er ist eben ein heiterer Herr, kein Herrenmensch; man nimmt ihm ab, dass er gerne Zigarre raucht. Das muss er oft tun, im Fernsehen, auch in der internationalen Serie Hitler - Aufstieg des Bösen zog er hingebungsvoll an der Zigarre. Er spielte den Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff, der dem angehenden Despoten Hitler mit kalter Verachtung begegnet, aber trotzdem mit ihm paktiert.

Thun hat viel Drehzeit in Schlössern verbracht. Aber was soll man machen? Es gibt halt so wenige Typen, die als König, Graf oder Baron durchgehen. Manchmal musste er eine Ritterrüstung tragen, auch das stand ihm gut. Sollte er irgendwann als Adliger vom Dienst abdanken, steht bereits sein Sohn Max zur Verfügung, der die Hallodri-Phase hinter sich hat. Max von Thun, ein begabter Schauspieler, wird sicher die passende Girlande basteln, wenn sein Vater an diesem Samstag seinen 70. Geburtstag feiert.

© SZ vom 30.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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