"Real Cool Runnings" auf Vox:Auf dem Hosenboden

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Anni Friesinger mit ihren Real Cool Runnings (Foto: Vox / Daniel van Moll)

Ex-Eisschnellläuferin Anni Friesinger ist zurück im deutschen Fernsehen - aber nicht als TV-Expertin. Auf Vox bringt sie kenianischen Langstreckenläufern das Schlittschuhlaufen bei. Kein Grund, sofort "Rassismus" zu schreien.

Von Matthias Kohlmaier

Bäuchlings schlitterte sie übers Eis, reckte mit aller Kraft ein Bein nach vorne, um das Ziel doch noch vor der Gegnerin zu erreichen. Das sah ganz schön doof aus ( hier die Szene in bewegten Bildern), aber der Erfolg gab Eisschnellläuferin Anni Friesinger recht. Trotz ihres unfreiwilligen Bauchklatschers sicherte sie ihrem Team den Einzug ins olympische Finale und bekam dafür später eine Goldmedaille umgehängt. In Vancouver war das, Anfang 2010.

Mit der aktiven Karriere war es wenige Monate später vorbei, das Knie war kaputt. Nun bleiben ja viele Spitzensportler nach ihrer Laufbahn dem Fernsehen als TV-Experten erhalten. Besonders im Wintersport, wo die Öffentlich-Rechtlichen quasi jedes Event übertragen, sind eine Menge Jobs für ehemalige Athleten zu vergeben. Auch Anni Friesinger kommt nun wieder ins Fernsehen, hat sich aber einen anderen Weg ausgesucht. In der neunteiligen Serie "Real Cool Runnings" auf Vox will sie aus kenianischen Top-Langstreckenläufern binnen weniger Wochen kenianische Top-Eisschnellläufer machen.

In Folge eins fliegt sie dafür mit Physiotherapeut Michael "Michi" Stöberl nach Kenia, um die Kandidaten höchstpersönlich zu rekrutieren. Deutsche besuchen fremde Kulturen, das fühlt sich nach einer der Auswanderer-Shows an, die Vox sonst auf dem gleichen Sendeplatz nette Quoten bescheren. Und tatsächlich folgt die Sendung dem gewohnten Prinzip: Beim Kennenlernen der Kandidaten menschelt es gewaltig, ein bisschen Home-Story und ein paar Tränchen beim Abschied aus Kenia dürfen auch nicht fehlen. Wo Reality-Doku draufsteht, ist bei Vox auch Reality-Doku drin.

"Jetzt kribbelt's bei mir"

Anni Friesinger macht ihren neuen Job dabei ordentlich, ist fröhlich bei der Sache, ohne sich in den Vordergrund zu drängen und sagt Sachen wie "Ich hab echt Bock!" und "Jetzt kribbelt's bei mir". Dass Assistent Michi seinen bairischen Dialekt noch weniger im Zaum halten kann als seine Chefin, wirkt meist charmant und nur selten unangemessen.

Irgendwann sind dann tatsächlich vier Talente ausgewählt und im bayerischen Inzell angekommen, wo sie auf den 100-Kilometer-Eisschnelllaufmarathon auf dem Weißensee in Kärnten vorbereitet werden sollen. Und zwar obwohl sie, wie die Off-Stimme mantraartig wiederholt, "in ihrem Leben noch nie Eis gesehen haben". Nebenbei müssen sich die Sportler natürlich auch noch an die neue Umgebung samt Gastfamilie und Speiseplan ("This is a Breze") gewöhnen.

Bild hat da schon am vergangenen Wochenende "Rassismus" geschrien - was völliger Quatsch ist. Wenn einer der Kenianer über sein Hotelzimmer in Inzell sagt "In so einem Zimmer wohnen bei uns nur reiche Leute", dann ist das nun mal Fakt. Und wenn jemand beim Schlittschuhlaufen auf den Hosenboden fällt, dann sieht das nun mal lustig aus - ganz unabhängig von der Hautfarbe des Gestürzten.

Real Cool Runnings , Vox, dienstags, 20.15 Uhr

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