Podcast "Neues vom Ballaballa-Balkan":Fundiertes vom Balkan

Lesezeit: 2 min

Motto des Podcasts lautet: Was ist da los auf diesem Balkan? Im Bild ein Wandgemälde in Belgrad. (Foto: ANDREJ ISAKOVIC/AFP)

Danijel Majić und Krsto Lazarević berichten in ihrem Podcast, was denn da so los ist, auf dem Balkan - informativ und unterhaltsam.

Von Marija Barišić

Wer versucht, sich in deutschsprachigen Medien über den Balkan zu informieren, hat es nicht leicht. Die wenigen Artikel, die man findet, sind meist schlecht recherchiert oder bedienen Klischees - und verraten oft mehr über die Ahnungslosigkeit ihrer Verfasser als über Ereignisse aus der Region. Wer trotzdem dranbleibt und ein bisschen Glück hat, stolpert hoffentlich irgendwann über Danijel Majić und Krsto Lazarević.

2016 haben die beiden deutschen Journalisten - beide mit bosnischen Wurzeln - den Podcast Neues vom Ballaballa-Balkan gestartet und damit angefangen, Fragen zu beantworten, die ihnen sonst nur privat gestellt wurden: Wie kam es zum Zerfall Jugoslawiens? Gibt es einen Unterschied zwischen Serbisch, Kroatisch und Bosnisch? (Spoiler: kaum einen.) Und wo kann man auf dem Balkan am besten Urlaub machen? Etwa einmal im Monat veröffentlichen die beiden eine Folge à 60 Minuten, in der sie mal ernst, mal ironisch, aber immer faktenbasiert darüber aufklären, was denn da so los ist, auf diesem Balkan, der für die deutsche Mehrheitsgesellschaft meist nur mit Krieg, Korruption und Nationalismus verbunden ist.

Wenn Journalismus die Welt ein bisschen größer machen soll, dann erfüllt Ballaballa-Balkan diese Aufgabe

Den Schwerpunkt setzen die Journalisten auf die Staaten des ehemaligen Jugoslawiens, insbesondere auf Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien - Länder, über die Lazarević jahrelang als Südosteuropa-Korrespondent und Majić als Redakteur für die Frankfurter Rundschau berichtet haben. Kurz gesagt: Die beiden wissen, worüber sie sprechen.

Mal geht es darum, wie der autoritäre serbische Präsident Aleksandar Vučić die Medienlandschaft im eigenen Land gefügig macht und warum er in Deutschland trotzdem immer wieder als "proeuropäischer Kandidat" bezeichnet wird (aus Unwissenheit), mal um fundamentalistisch-katholische Kroaten, die in Deutschland öffentlich gegen Abtreibungen wettern oder um Geflüchtete, die von der kroatischen Grenzpolizei brutal zurück nach Bosnien-Herzegowina abgeschoben werden. Nicht selten sitzt man dann da und wundert sich darüber, was alles passiert - nur ein paar Autostunden von Deutschland entfernt. Ohne, dass man jemals etwas darüber gelesen oder davon gehört hat. Wenn Journalismus also wirklich die Aufgabe hat, die Welt ein bisschen größer zu machen, dann erfüllt Ballaballa-Balkan diese Aufgabe.

Dabei bestimmt auch hier vor allem der Ton die Musik. Lazarević und Majić kennen und verstehen sich. In den ersten paar Minuten ihres Podcasts hört man ihnen erst mal beim Quatschen zu ("Danijel, du warst in Marokko! Warum tust du das, alle Jugos, die ich kenne und die Eltern sind, machen immer nur Urlaub in ihrem Heimatdorf!"), 20 Minuten später geht es dann plötzlich um Tito und den Zweiten Weltkrieg. So ist Ballaballa-Balkan immer auch eine gute Mischung aus Information und Unterhaltung.

Mittlerweile haben die beiden 5000 bis 10 000 Hörerinnen und Hörer im Monat. Das hätten sie sich wohl nicht gedacht: "Als wir angefangen haben, habe ich herzhaft zu Krsto gesagt: Lass uns einen Podcast machen, aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir nicht mehr als 1500 Menschen erreichen werden", erzählt Majić in einem Interview. Und es hören auch immer mehr Menschen den Podcast, die nicht aus Südosteuropa kommen. Gerade wenn hierzulande wieder einmal vor dem drohenden Rechtsruck und der AfD gewarnt wird, lohnt sich ein Blick auf den Balkan. "Dort", sagt Lazarević, "sind im Krieg Verbrechen begangen worden, die auf der Grundlage faschistischer und nationalistischer Ideologien beruhen, denen sich die AfD in Deutschland heute auch gerne bedient." Will heißen: Wenn man sich schon nicht für die aktuelle Balkanregion interessiert, so kann man wenigstens aus ihrer Geschichte lernen.

Neues vom Ballaballa-Balkan, unter ballaballa-balkan.de

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