"Playboy" im Netz:Nackte Nostalgie

Wer nicht alle 682 Ausgaben unter der Matratze aufgehoben hat, kann jetzt alle wichtigen Interviews noch einmal nachlesen: Der "Playboy" stellt sein komplettes Heftarchiv ins Netz.

Mehr als 130.000 Seiten, viele davon mit leicht oder gar nicht bekleideten Damen: Das Männermagazin Playboy stellt alle Ausgaben seit seiner Gründung vor 57 Jahren ins Netz. Auf der Seite i.Playboy.Com werde jede der monatlich erscheinenden Ausgaben seit dem ersten Heft vom Dezember 1953, bei dem Hollywood-Diva Marilyn Monroe das Deckblatt ziert, zugänglich gemacht, teilte das Magazin am Donnerstag mit.

60 Jahre Playboy
:Ich mach mich nackig

Der Playboy hatte noch nie Probleme, weibliche Stars zu finden, die sich ausziehen, um sich ins Gespräch zu bringen. Doch einigen von ihnen hätte man das gar nicht zugetraut.

Zu sehen sei dann nicht nur jedes der bekannten dreiseitigen, ausfaltbaren Nacktporträts, sondern auch jeder Artikel, jedes Interview, jede Reportage und auch jede Werbeannonce. Auf der Seite soll auch jeden Monat die neueste Playboy-Ausgabe veröffentlicht werden. Kostenlos ist das Angebot nicht: Ein Monatsabonnement kostet acht Dollar (5,60 Euro), das Jahresabo 60 Dollar und ein Zweijahresabo 100 Dollar.

Der Playboy hatte in jüngster Zeit mit schwindenden Leserzahlen zu kämpfen. Angesichts einer sinkenden Auflage von 3,15 Millionen im Jahr 2006 auf heute 1,5 Millionen griff die Konzernleitung zu allen möglichen Mitteln. So erschien schon eine Ausgabe, der zur besseren Sicht eine 3-D-Brille beigefügt war. Galten diese Annäherungsversuche noch jüngeren Lesern, soll mit der jüngsten Aktion die ältere Generation gewonnen werden.

So mancher Medienexperte sieht die Online-Initiative indes kritisch. " Playboys Problem ist nicht nur, dass er nicht mehr mit tollen Interviews aufwarten kann, sondern dass er auch seine Führungsposition verloren hat", sagte Samir Husni von der Universität von Mississippi. "Wir sind nicht mehr in den 50ern und 60ern, als die Leute noch über die Playboy-Interviews diskutierten."

© sueddeutsche.de/dapd/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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