Online-Zeitung baut Redaktion in Paris auf:"Huffington Post" lernt Französisch

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Arianna Huffington exportiert die "Huffington Post" nach Europa. Sei Juni hat die erfolgreichste Online-Zeitung der USA eine britische Ausgabe. Mit Unterstützung von "Le Monde" startet bald auch in Frankreich eine eigenständige Redaktion. Die Suche nach einem Chefredakteur hat schon begonnen.

Stefan Ulrich, Paris

Die erfolgreichste amerikanische Online-Zeitung Huffington Post macht sich daran, das nicht-englischsprachige Ausland zu erobern. Sie wird voraussichtlich Mitte November eine französische Ausgabe mit eigener Redaktion in Paris starten. Dies teilten jetzt Arianna Huffington, die Gründerin und Chefredakteurin der Online-Zeitung, sowie die an dem Projekt beteiligte Le-Monde-Gruppe mit. "Wir betrachten das als unseren ersten Einstieg in den Euro-Raum", sagte Huffington in Paris. Die neue Ausgabe werde vollständig von französischen Journalisten geleitet werden. "Sie wird in der französischen Kultur verankert sein."

Ariana Huffington will ihre Internet-Zeitung in Europa vertreiben - und startet damit in Frankreich. (Foto: AP)

Auch die Suche nach einem Chefredakteur hat bereits begonnen. Zunächst soll die Redaktion aus acht Journalisten bestehen und dann ausgeweitet werden, sobald die neue HuffPo profitabel sei. Sie wird sich inhaltlich auf das Journalisten-Netz der Le-Monde-Gruppe stützen können und soll mit der interaktiven Informations-Website Le Post verschmelzen, die von Le Monde kontrolliert wird. Die Partnerschaft mit der traditionsreichen Zeitung sei für sie "ein Traum", sagte Huffington. "Es ist wichtig für uns, den Esprit der Franzosen zu erfassen."

Am Kapital der französischen Ausgabe der Huffington Post werden sich die Huffington Post Media Group, die Le-Monde-Gruppe und die Holding Les Nouvelles Editions Indépendantes des Unternehmers Matthieu Pigasse beteiligen. Pigasse ist auch Miteigentümer von Le Monde. Die Zeitung hofft, mit dem neuen Projekt Probleme der Webseite Le Post zu überwinden, die zwar viele Zugriffe verzeichnet, aber zu wenig Werbeeinnahmen erzielt.

Arianna Huffington hatte die Huffington Post 2005 als linksliberale, politische Online-Zeitung gegründet, mit selbst recherchierten und übernommenen Nachrichten, Blogs von Experten und Prominenten sowie Leser-Kommentaren. In jüngster Zeit wendet sich die Internet-Zeitung jedoch vermehrt Klatsch und anderen Unterhaltungsthemen zu, was ihr in den USA einige Kritik einbringt.

Diesen Februar wurde die Huffington Post von dem US-Onlinedienst AOL gekauft. Seither verfolgt sie eine internationale Expansions-Strategie. Im Mai kam eine kanadische Ausgabe heraus, im Juli eine britische; eine brasilianische und australische sind wohl in Vorbereitung. Arianna Huffington will zudem von Paris aus nach Mailand, Istanbul und Madrid reisen, um weitere Ausgaben zu planen. Sie interessiere sich auch für Japan und Deutschland, sagt sie. Dabei will sie, ebenso wie in Frankreich, nationale Partner suchen.

Trotz aller Online-Begeisterung hat Huffington auch eine frohe Botschaft für traditionelle Zeitungsleser. Die Lektüre gedruckten Papiers sei gewissermaßen in den menschlichen Genen verankert. "Die Leute lieben es noch, sich zum Frühstück hinzusetzen - und sie entfalten dabei lieber eine Zeitung, statt auf dem iPad zu lesen."

© SZ vom 12.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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