Um 19 Uhr in den Abend hinein senden, ein bisschen quatschen, ein bisschen experimentieren, dabei ein Bierchen trinken, und das praktisch ohne Quotendruck: Jon Flemming Olsen, der zuvor vor allem Olli Dittrichs Figur Dittsche das Pils über die Theke reichte, tut seit ein paar Wochen das, was Thomas Gottschalk so nicht konnte. Er moderiert seine neue Show seit April, die Quote liegt zwischen 0,1 und 0,2 Prozent. Und trotzdem sind alle zufrieden.
Olsens Sendung heißt Kneipenquiz und läuft wochentags auf ZDF Neo, dem fürs junge Publikum aufgestellten Digitalkanal des Zweiten. Worum es in der Sendung geht, sagt der Name: Zwei Dreierteams treten in drei Raterunden gegeneinander an. Abgefragt wird Abseitiges und Nerdwissen, zwischendrin gibt es Dart und Experimente am Tresen.
Der Trend des Kneipenquiz kommt aus dem Land, in dem erwachsene Menschen gerne obskuren Hobbys nachgehen, also aus England. Doch am Kneipenquiz ist nicht nur bemerkenswert, dass den Deutschen ein bisschen britische Trinkkultur beigebracht wird: Die kleine Show zeigt, mit welchen einfachen Mitteln sich im Gebührenfernsehen wirklich zauberhafte Unterhaltung machen lässt - und man fragt sich wieder einmal, ob dass offenbar nur dann möglich ist, wenn die Zuschauerbeteiligung in der Entwicklung und Bewertung einer Sendung so gut wie keine Rolle spielt.
Er kann: improvisieren
An einem Abend in München, es wurde eine Folge für Ende Mai aufgezeichnet, sah das so aus: Das übliche Warm-Up für das Publikum wurde um Bier und Jägermeister ergänzt, dann begann eine Nebelmaschine in den Saal zu husten. Zigarettenrauch und Gemütlichkeit gehören trotz bayerischen Rauchverbots offenbar so eng zusammen wie Vorabend und Quizsendung.
Jon Flemming Olsen, der für das Kneipenquiz zum Moderator befördert wurde, hat einen passenden Sidekick, den TV-Physiker Volker Erbert. Erbert wurde im Frühjahr 2011 als Atomexperte "Mr. Fukushima" bekannt. Für das Kneipenquiz baut er bunte Experimente auf dem Tresen auf, die Kandidatenteams müssen erraten, was wohl folgt. Anschließend erklärt Erbert die naturwissenschaftliche Reaktion. Knoff-Hoff mit Bier.
Olsen, das ist gut, kann improvisieren. Von dem, was ihm sein Autor für die Moderation aufschreibt, bleibt jedenfalls nicht viel übrig. Das habe er bei Dittsche gelernt, sagt er.
Nach einer halben Stunde der Aufzeichnung in München hatte Erbert einen 10 000-Volt-Blitz über den Tresen gejagt, Olsen schien wie elektrisiert und steigerte sich von einem Wortspiel zum nächsten. Die Party-Crew kämpfte sehr offensiv gegen die Mannschaft U3, und das Publikum hat sich dabei ziemlich gut unterhalten.
Das Kneipenquiz ins Hauptprogramm zu nehmen, ist nicht unbedingt der Plan. Olsen findet das normal: "Es ist doch legitim, dass das ZDF den Jugendkanal nutzt, um einfach mal Dinge auszuprobieren und vielleicht wachsen zu lassen." Das kann man so sehen. Man könnte aber auch wieder einmal feststellen, dass bei ARD und ZDF programmlich doch am liebsten Ähnliches mit Ähnlichem kombiniert wird.
In das Wirtshaus, in dem das Kneipenquiz aufgenommen wird, zieht übrigens bald eine Kindertagesstätte. Passt, irgendwie.
ZDF Neo, noch bis 14. Juni montags bis freitags, 19 Uhr.