Nachruf:Mitbegründer des "Focus" gestorben

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Anfang der Neunzigerjahre war Uli Baur an der Gründung des Nachrichtenmagazins Focus beteiligt, zuvor hatte er die Schweriner Volkszeitung wieder aufgebaut. (Foto: Tobias Hase/picture alliance/dpa)

Während Helmut Markwort in den Neunzigern sein Fakten-Magazin mit teuren Fernsehspots vermarktete, regelte sein Stellvertreter Uli Baur den Redaktionsalltag. Nun ist Baur mit 62 gestorben.

Von Rainer Stadler

"Wenn mich morgen ein Baum trifft, dann kann Uli Baur nach drei Tagen Trauer das Blatt sofort weitermachen", hat Focus-Gründer Helmut Markwort im Jahr 2004 gesagt. Damals war es noch mehr als eine Randnotiz, wer die Redaktion des Nachrichtenmagazins führt. Zu dem geschilderten Szenario kam es nie, es ist Markworts ehemaliger Stellvertreter Uli Baur, der nun im Alter von 62 Jahren verstorben ist. Baur, geboren in Herrsching am Ammersee, erschien aus Markworts Sicht für die Nachfolge prädestiniert.

Nach einem Volontariat beim Münchner Merkur war Baur zum Gong-Verlag gewechselt und hatte dort mit dem 20 Jahre älteren Markwort einen Radiosender aufgebaut. 1991 folgte er seinem Mentor zum Burda-Verlag und leitete den Focus von der ersten Ausgabe Anfang 1993 an als dessen Stellvertreter in der Chefredaktion. Während Markwort sein neues Fakten-Blatt für die angebliche Info-Elite in millionenteuren Fernsehspots vermarktete, regelte Baur den Alltag. Oft bis weit nach Mitternacht redigierte er Texte, zuweilen kamen Manuskripte mit einem schwungvollen Strich quer über die Seiten zurück zum Autor, wenn sie aus Baurs Sicht nicht den Ansprüchen oder der Blattlinie entsprachen. Baur wurde für seine Direktheit gefürchtet, aber für seinen Fleiß und schnellen Verstand geschätzt. Anders als Markwort hatte er keine ausgeprägte politische Agenda, ihn trieb eher der Ehrgeiz, die Konkurrenz mit Exklusivnachrichten zu überflügeln. Teils gelang das, jedenfalls bis um die Jahrtausendwende herum, als der Focus vor Anzeigen strotzte und bis zu 400 Seiten dick am Kiosk lag. Bei Burda galt Baur als hervorragende rechte Hand Markworts, die alleinige Führung traute man ihm nicht zu. 2010 wurde ihm Cicero-Chef Wolfram Weimer zur Seite gestellt, der nie richtig Fuß fasste und München nach einem Jahr wieder verließ. Baur stand nun allein an der Spitze, doch ihm war bewusst, dass das Magazin, mehr noch als die Konkurrenz, die besten Zeiten hinter sich hatte. Anfang 2013 zog er sich nach mehr als 1000 Ausgaben aus der Redaktion zurück, erleichtert, dass er nun Zeit zum Segeln hatte. Bald suchte ihn eine schwere Krankheit heim, die er über Jahre voller Optimismus bekämpfte, deren Folgen er jedoch am Samstag erlag.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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