Udo Reiter, Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), hat derzeit alle Hände voll zu tun, um die nicht abreißende Kette von Skandalen in den Griff zu bekommen, die den Sender erschüttert.
In der aktuellen Affäre um den suspendierten MDR-Unterhaltungschef Udo Foht meldet der Spiegel jetzt, eine Schweizer Musik- und TV-Produktionsfirma fordere vom MDR eine Million Euro Schadenersatz. Foht habe eine Talkshow beauftragt, die dann nie produziert wurde.
Unterdessen ist hinter den Kulissen ein erbitterter Kampf um Reiters Nachfolge entbrannt. Zwar steht der Termin der Intendanten-Wahl schon fest, am 26. September soll der MDR-Rundfunkrat entscheiden. Dann haben 43 Vertreter von Parteien, Verbänden und der Kirchen mit Zweidrittelmehrheit über die Personalie zu befinden. Doch zurzeit sind sich nicht einmal die drei CDU-Ministerpräsidenten im Sendegebiet der Drei-Länder-Anstalt über einen gemeinsamen Kandidaten einig. "Es herrscht große Unübersichtlichkeit in der Schlangengrube", sagt ein Eingeweihter.
Schlüsselrolle in der mitteldeutschen Medienlandschaft
Der Posten des MDR-Intendanten gilt als Schlüsselrolle in der an kritischen Presseorganen armen mitteldeutschen Medienlandschaft. Entsprechend heftig wird um die Besetzung gerungen. Klar, dass die hausinternen Skandale für den Wahlkampf genutzt werden. In der MDR-Führungsetage wurde aufmerksam registriert, wie in den vergangenen Tagen Details interner Sitzungen schon Stunden später in die Öffentlichkeit gelangten. Politiker schimpfen derzeit über den "kopflosen Sender" und das "mangelnde Krisenmanagement".
Sachsen Ministerpräsident Stanislaw Tillich würde wohl gerne Bernd Hilder, 52, zum Nachfolger des 67-jährigen Reiter machen. Hilder ist Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung. Der Journalist, der früher Rundfunkreporter in Südamerika war und über Stationen als Chefredakteur von Regionalzeitungen in Schaumburg/Lippe und Göttingen 2003 nach Leipzig kam, ist ein gefragter Talkshow-Moderator in der Messestadt. Jedoch ist es Tillich, der auch in der Bundes-CDU als Koordinator für die Medienpolitik wirkt, bislang nicht gelungen, seine Parteifreunde in Sachsen-Anhalt und Thüringen von seinem Personalwunsch zu überzeugen.
So will sich Reiner Haseloff, der Regierungschef in Magdeburg, noch nicht festlegen. Und aus der Umgebung der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hört man, dass sie sich eine hausinterne Kandidatin vorstellen könnte: Die derzeitige Stellvertreterin Reiters, die Juristin Karola Wille, 52. Sie gilt als gute TV-Managerin, anerkannt auch bei anderen ARD-Anstalten.
Doch die gebürtige Chemnitzerin hat ein Problem: Sie stammt aus einem SED-Haushalt, und sie war mit einem DDR-Militärstaatsanwalt verheiratet. Zwar hat sich Wille vor vielen Jahren scheiden lassen, doch manche Schatten sind kaum abzuschütteln.