Machtkampf um Meteomedia:Ist Jörg Kachelmann ein Geschäftsrisiko?

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Jörg Kachelmann ist aus der Untersuchungshaft entlassen, doch in seiner Firma Meteomedia will ein Großaktionär ihn aus dem Geschäft drängen. Hat der Wettermannn alle Zügel in der Hand?

Katharina Riehl

Am 29. Juli wurde Jörg Kachelmann aus der Untersuchungshaft entlassen - und seitdem scheint der bekannte Fernsehwettermann vor allem mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Kachelmann hat den Putsch in seinem Unternehmen wohl noch nicht abgewehrt - seine firmeninternen Gegner wollen ihn immer noch aus dem Verwaltungsrat vertreiben.  (Foto: dpa)

Zunächst kündigte er an, den Axel-Springer-Verlag auf zwei Millionen Euro Schadenersatz wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte zu verklagen: Bild hatte ihn beim Hofrundgang in der Haftzeit gezeigt. Dann erwirkte Kachelmann gegen das Nachrichtenmagazin Focus eine einstweilige Verfügung. Das Blatt hatte detaillierte Informationen aus Ermittlungsakten veröffentlicht, die auf angebliche sexuelle Praktiken schließen ließen.

Aber da ist ja noch die Sache mit der eigenen Firma Meteomedia, die in der Schweiz residiert, und die zur Dachgesellschaft Produktions AG gehört. Hier geht es seit Wochen drunter und drüber. Es kämpft der Aktionär und Investor Frank B. Werner (Anteil: 38 Prozent) mit dem Gründer Kachelmann, der weiter 49 Prozent hält.

Feines Näschen für Okkasionen

Verleger Werner, der die Finanzblätter Euro und Euro am Sonntag besitzt und schon von daher ein feines Näschen für Okkasionen haben dürfte, bildete bislang gemeinsam mit Kachelmann und dem Finanzmanager Norbert Steffen den Verwaltungsrat von Meteomedia; dieses Gremium hat nach Schweizer Aktienrecht die Führung der Geschäfte einer Firma inne.

Dort, aus der wichtigen Steuerungseinheit, ist Werner nun ausgeschieden. Öffentlich hatte er sich um die Geschäfte von Meteomedia gesorgt, die nicht in den Sog der Kachelmann-Boulevardpresse geraten dürfe. Auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung erklärt Werner nun, er habe diesen Posten schon vor einer Weile, zum 1. Juli, aufgegeben. Er bleibe im Übrigen bei seiner Forderung, auch Kachelmann müsse seinen Posten im Verwaltungsrat niederlegen. An den Vorgaben habe sich nichts geändert.

Werner erklärt auf Anfrage, dass es sich nicht um einen Machtkampf handle. Er selbst wolle nicht unbedingt zurück in den Verwaltungsrat, sagt er. Es gehe ihm nur darum, dass auch Kachelmann nicht hinein solle. "Mir geht es um den Schutz meiner Vermögenswerte, um mein Geld. Und ich glaube, wir holen mehr Geld, wenn Kachelmann in keiner verantwortlichen Position ist."

Immerhin macht Meteomedia bei offenbar 13 Millionen Euro Jahresumsatz rund 3,56 Millionen Euro Bilanzgewinn. Dem Medieninvestor Werner steht mehr als ein Drittel zu - und sieht sich so zur Intervention gedrängt. Die Rolle des TV-Moderators für die Firma werde überschätzt, erklärte er schon früher.

Der kritische Aktionär war folglich bereits nicht mehr Mitglied des Verwaltungsrates, als Kachelmann seine Aktionäre am 20. Juli zu sich ins Gefängnis berief - damals angeblich zur Wahl eines neuen Verwaltungsrates. Das Treffen kam nicht zustande. Damals hieß es, bestimmte Entscheidungen könnten wider Erwarten doch nicht getroffen werden.

Nur intern wurde Werners Rückzug bisher bekanntgegeben. Auch hat die Firma offenbar noch nicht beantragt, den Namen des Deutschen aus dem Handelsregister löschen zu lassen; er ist dort nach wie vor verzeichnet.

Gleichwohl kann Werner nun weniger Einfluss auf das Geschehen nehmen. Er ist jetzt einfacher Gesellschafter. Über die Besetzung des Verwaltungsrats entscheidet die Generalversammlung, also alle Aktionäre. Und hier hat Kachelmann wiederum die relative Merhheit. Er werde das Gespräch mit Kachelmann suchen, sagt Werner. "Ich bin zuversichtlich, ihn von einem Rückzug aus dem Verwaltungsrat überzeugen zu können."

Zur Person Werner und zur Neubesetzung im Verwaltungsrat wollte man sich bei Meteomedia nicht äußern.

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