Journalisten in Afghanistan:Frei - nach 547 Tagen als Taliban-Geiseln

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Zwei französische Fernsehjournalisten wurden 18 Monate lang von den Taliban in Afghanistan gefangen gehalten. Nun sind sie in ihre Heimat zurückgekehrt - und berichten, die Geiselnehmer hätten sie nie mit dem Tod bedroht.

Nach 18 Monaten - genau: 547 Tagen - in Geiselhaft der Taliban sind zwei französische Fernseh-Journalisten aus Afghanistan in ihre Heimat zurückgekehrt. Stéphane Taponier und Hervé Ghesquière (beide 48) wurden am Donnerstag an einem Militärflughafen bei Paris von Präsident Nicolas Sarkozy und seiner Frau Carla empfangen. "Wir sind sehr, sehr glücklich", sagte Taponier kurz nach der Landung.

Kameramann Stéphane Taponier (links) und Reporter Hervé Ghesquière waren 18 Monate in den Händen der Taliban. (Foto: AFP)

Die beiden Journalisten waren am 30. Dezember 2009 mit drei afghanischen Begleitern in der Provinz Kapisa nördlich von Kabul entführt worden. Sie wollten dort für den staatlichen Fernsehsender France 3 einen Beitrag drehen. Zu der Tat bekannten sich die islamistischen Taliban-Rebellen.

"Ich hatte Hunger nach Freiheit, ich hatte Hunger nach Liebe, ich hatte ganz einfach Hunger, einen enormen Hunger", sagte Taponier. Sein Kollege Ghesquière berichtete von großer Einsamkeit, aber relativ guter Behandlung durch die Geiselnehmer. "Wir sind niemals mit dem Tod bedroht worden, niemals geschlagen worden, niemals angekettet worden", sagte der 48-Jährige. Dass die Hygiene und das Essen schlecht gewesen seien, sei der afghanischen Bergwelt geschuldet gewesen und nicht den Kidnappern. "Man lebt dort wie im Mittelalter."

Als große Belastung beschrieb Ghesquière die Tatsache, dass die Geiselnehmer ihn und seinen Kollegen acht Monate lang trennten und an unterschiedlichen Orten gefangen hielten. "Gerettet" habe ihn ein von den Kidnappern bereitgestellter Kurzwellenempfänger. "Ich habe fünf, sechs, sieben Stunden am Tag Radio gehört."

Die französische Presse spekulierte über Lösegeldzahlungen. "Es ist sicher, dass ein Preis bezahlt werden musste, politisch, finanziell oder militärisch", schrieb die katholische Zeitung La Croix. Die Journalisten wurden nur wenige Tage nach Frankreichs Ankündigung freigelassen, mit dem Abzug aus Afghanistan zu beginnen.

Nach Angaben der Taliban war die Freilassung Teil eines Handels - die Journalisten sollen gegen mehrere gefangene Talibanführer eingetauscht worden sein. Frankreich sei gezwungen worden, sich den Forderungen der Taliban zu unterwerfen, erklärte deren Sprecher Sabiullah Mudschahid. Wie viele Taliban angeblich freigelassen wurden, sagte er nicht.

© dpa/AFP/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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