Gesetzte Finalisten beim ESC in Wien:Bürschchen, Bärtige, Lückenbüßerin

Sie konnten sich bisher entspannt zurücklehnen: Sieben Teilnehmer waren für das ESC-Finale gesetzt. Was haben die Luxuskandidaten drauf? Und warum ist ein Australier in Wien dabei?

Von Christina Koormann

Österreich

Mit Bart zum Sieg?

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(Foto: dpa)

Noch mehr Bärte für Österreich: Mit ihrer Rockballade "I Am Yours" wollen The Makemakes den Titel von Conchita Wurst in ihrem Heimatland verteidigen. Mit "Rise Like a Phoenix" hatte die bärtige Dame den Eurovision Song Contest nach Wien geholt und katapultierte den österreichischen Beitrag direkt ins Finale 2015. Die drei Jungs aus dem Salzkammergut machen seit 2012 gemeinsam Musik und waren sogar schon einmal Vorband von Bon Jovi. Dementsprechend ambitioniert ist auch das Ziel von Sänger Dominic "Dodo" Muhrer, Bassist Markus Christ und Schlagzeuger Florian Meindl: "Top Five wäre top!" Ob das realistisch ist? Durchaus. "I am Yours" klingt mindestens nach Platz fünf. Kann ein Land eigentlich zwei Jahre nacheinander gewinnen?

Australien

Jubiläumsgast aus Down Under

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(Foto: dpa)

Richtig, Australien gehört nicht zu Europa. Aber Teilnehmerländer des Eurovision Song Contest müssen nicht zwangsweise in der EU liegen, sondern Teil der European Broadcasting Union (EBU) sein, wie beispielsweise auch Israel und Aserbaidschan. Zum 60. Jubiläum ist Australien einmalig als ESC-Land eingeladen. Denn seit die britisch-australische Schauspielerin und Sängerin Olivia Newton-John 1974 beim ESC für Großbritannien den vierten Platz erreichte, wird das Spektakel jedes Jahr zeitversetzt und mit großer Resonanz nach Down Under übertragen. In Wien wird Sunnyboy Guy Sebastian, der erste Gewinner von Australian Idol, auftreten - und zwar ohne Umweg über das Halbfinale. Der Sänger mit malaysischen Wurzeln präsentiert mit "Tonight Again" einen Feel-Good-Song, der durchaus Gewinnerpotenzial hat. Und selbst wenn es am Ende nur für "unter ferner liefen" reicht: "Building Bridges", das diesjährige ESC-Motto, bekommt mit der Einladung Australiens eine ganz neue Dimension.

Deutschland

Schwarzer Rauch

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(Foto: Getty Images)

Mit "Black Smoke" tritt in diesem Jahr Sängerin Ann Sophie für Deutschland an. Sie ist allerdings nur die zweite Wahl des Publikums beim Vorentscheid: Gewinner Andreas Kümmert hatte der Zweitplatzierten überraschend den Vortritt gelassen. Die energiegeladene 24-Jährige, die optisch ein wenig an Lena Meyer-Landrut erinnert (was ja beim ESC nichts Schlechtes ist), wusste schon im Alter von 14 Jahren, dass sie Sängerin werden will. Dass "Black Smoke" ein Gewinnersong wird und an Lenas Erfolg von 2010 anknüpfen kann, ist trotzdem unwahrscheinlich. Wenn es denn überhaupt zu einem Finalauftritt kommt: Einen Auftritt vor dem zweiten Halbfinale musste Ann Sophie wegen einer Erkältung nämlich schon absagen. Arme Lückenbüßerin.

Frankreich

Nachdenkliches Chanson

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(Foto: dpa)

2015 wird Frankreich sicherlich besser abschneiden: In Kopenhagen waren Twin Twin mit dem Song "Moustache" auf dem allerletzten Platz gelandet, obwohl sie mit ihrem Auftritt angenehm schräg aus der Reihe tanzten. In diesem Jahr soll die stimmungsvolle Hymne "N'oubliez pas" ("Vergesst nicht"), gesungen von Lisa Angell, an den Ersten Weltkrieg erinnern. Lisa Angell, die mit über 40 ihr erstes Album veröffentlichte, verleiht dem Lied Tiefe. "N' oubliez pas" könnte ein französischer Überraschungserfolg werden und es im Wettbewerb ziemlich weit nach oben schaffen.

United Kingdom

Swingendes Duo von der Insel

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(Foto: dpa)

"Nimm nicht den falschen Zug, geh' nicht raus, wenn es in Strömen gießt", besserwissert Alex Larke von Electro Velvet in "Still In Love With You", dem diesjährigen ESC-Song aus Großbritannien. Mit seiner Duettpartnerin Bianca Nicholas liefert er poppigen Electro-Swing. Larke und Nicholas, die in Österreich die zwanziger Jahre auf die Bühne bringen werden, sind im Vereinigten Königreich bisher noch nicht wahnsinnig bekannt, aber schon lange im Musikgeschäft tätig: Er, im echten Leben Grundschullehrer, tourt mit der Rolling-Stones-Coverband The Rollin' Clones durchs Land, während sie als Teilnehmerin von The Voice UK den Einstieg ins Business wagte. In Wien singen sie über kleine Eifersüchteleien - very charming. Trotzdem sind die Prognosen eher mittelmäßig, und auch die Begeisterung in Great Britain hält sich in Grenzen. Umso mehr: Good luck!

Italien

Große Liebe, dreistimmig

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(Foto: dpa)

"Grande Amore" - wenn das mal kein Titel ist, der dem Eurovision Song Contest Ehre macht! Gesungen wird er vom italienischen Dreiergespann Il Volo, das sich 2009 in der Castingshow "Ti laszio una canzone" fand. Trotz ihres jungen Alters haben die Tenöre Piero Barone, Ignazio Boschetto und Gianluca Ginobile prägnante Stimmen, die ihnen beim "Festival Sanremo 2015" den Sieg einbrachten - und das Ticket nach Wien. Für den ESC ist der Hit vielleicht sogar zu "grande": zu viel Gefühl, zu viel Pathos, zu viel Schmalz. Und dann ist da auch noch die Länge: Um den ESC-Regeln zu entsprechen, muss "Grande Amore" vor dem Finale gekürzt werden, denn ein Beitrag darf nicht länger als drei Minuten sein. Den Geschmack der Fans dürfte der Song aber treffen - sie nennen sich selbst "ilvolovers".

Spanien

Morgengrauen aus dem Süden

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(Foto: dpa)

Die Autoren des ESC-Gewinnersongs "Euphoria", mit dem Loreen 2012 in Baku den Sieg für Schweden holte, schrieben am diesjährigen spanischen Beitrag "Amanecer" mit. Das heißt übersetzt "Morgengrauen". Die Anfangsklänge erinnern allerdings eher an ein Nachtlied - eine gewisse Ähnlichkeit zum Song "Hijo de la Luna" ("Mondkind") der Neunzigerjahre-Popband Loona ist da. Und auch die Künstlerin sieht Loona-Frontfrau Loona irgendwie ähnlich: Edurne García Almagro, Model, Moderatorin und Sängerin, wird die schwerfällige Powerballade am 23. Mai vortragen. Sollte es mit dem Sieg im Finale nicht klappen, wird "Amanecer" aber zumindest in Spanien als offizieller Titelsong des Radrennens "La Vuelta Ciclista a España" im August noch einmal ein Publikum finden. Da geht dann die Sonne auf.

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