Moderator Frank Buschmann:Respektlos aus dem Off schnoddern

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Halt dich fest: In Frank Buschmanns neuer Show "Ninja Warrior Germany" brennt offenbar die Hütte. (Foto: Stefan Gregorowius/RTL)

Manche halten Kommentator Frank Buschmann für einen Dampfplauderer, aber seine Kabbeleien mit Stefan Raab sind legendär. Auf RTL tobt er sich nun bei "Ninja Warrior Germany" aus.

Porträt von Hans Hoff

Als Frank Buschmann im Laufschritt die Stufen im Düsseldorfer Maritim Hotel emporsprintet, wird gleich klar, dass er keine Lust hat, Zeit zu verschwenden. Weil er so viel macht, der Mann, den alle nur "Buschi" nennen. Gerade kommt er von einer Pressekonferenz mit Basketballstar Dirk Nowitzki, dann war Stau auf der Autobahn, am Tag darauf muss er zur Aufzeichnung von Beef Battle bei Pro Sieben Maxx. Am Samstag verpasst er seit langer Zeit mal wieder eine Ausgabe der Pro-Sieben-Show Schlag den Star, bei der er als Off-Kommentator quasi zum Inventar gehört.

Aber auch nur, weil RTL parallel dazu die erste Folge von Ninja Warrior Germany ausstrahlt, einer neuen actionbetonten Spielshow - mit Moderator und Kommentator Frank "Buschi" Buschmann. Man kommt in diesen Tagen nur schwer an Frank Buschmann vorbei. "Es ist schon recht viel, was ich tue", gibt er zu. Aber die Sender wissen offenbar, was sie an ihm haben. Wenn er die Dinge aus dem Off beschreibt, bekommen sie oft eine neue Qualität, manchmal sogar eine neue Form.

Was ist der Trick?

Beinahe legendär sind seine Auseinandersetzungen mit dem Hausherrn der inzwischen historischen Sendung Schlag den Raab. Obwohl deren Namensgeber der klare Star war, fing er sich von Buschmann oft Sprüche ein. Das ging nicht immer gut. "Wir haben uns am Anfang nach manchen Sendungen auch angerüffelt", sagt Buschmann. Aber schnell hat Raab erkannt, dass es auch ihm guttut, wenn da einer respektlos aus der Wolke heraus schnoddert.

Buschmann kann das wie kaum ein anderer im deutschen Fernsehen. Er setzt sich hin und gibt den Sendungen, die er "bespricht", eine ganz eigene Farbe. Fragt man ihn, wie er das macht, was denn sein Trick sei, gibt er sich ahnungslos. "Das ist kein Trick, das bin ich", sagt er. Dann denkt er nach, rückt auf seinem Sessel kurz nach vorne und hat die Lösung parat: "Vielleicht ist der Trick, dass ich keinen Trick habe."

Nun ist es beileibe nicht so, dass einer wie Buschmann nur Freunde in der Branche hätte. Nicht wenige halten ihn für einen Dampfplauderer, für einen, der die Sache nie so ganz ernst nimmt. Wenn sie sich da mal nicht täuschen.

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Von Hans Hoff

Was man an einem wie Buschmann hat, merkt man oft erst, wenn er nicht dabei ist. Als etwa sein Haussender Pro Sieben kürzlich ein paar Spielchen der Post-Raab-Ära zu Sportevents aufblasen wollte, kamen auch mal andere ans Kommentatoren-Mikrofon. Die waren nicht durchweg schlecht, aber man merkte, was fehlte.

Der 51-Jährige profitiert gerade davon, dass er in jungen Jahren in eine expandierende Fernsehlandschaft hineingestolpert ist und sich ausgiebig ausprobieren durfte. Erst ließ man ihn in seiner Heimatstadt Hagen ans Radiomikrofon, dann gab es plötzlich beim Sportfernsehen wegen vagabundierender Ausstrahlungsrechte ganz viele Gelegenheiten, sich zu testen. "Ich werde dem DSF immer dankbar sein", sagt er über eine seiner Stationen, wo man ihn machen ließ, auch wenn ihm das nicht durchweg den Beifall seiner Vorgesetzten eintrug. "Viele Chefredakteure haben mich verflucht. Die haben gesagt: Den kann man ja gar nicht einfangen."

Möglicherweise ist gerade das eine Qualität von Buschmann. Dass er nicht einzufangen ist, dass er am Mikrofon übergeht vor Leidenschaft. "Sport ist mein Herz", sagt er, der eigentlich vom Basketball kommt und sich dann zu einer Art Universaltalent entwickelte. Er brennt für das, was er tut. Dass das nicht immer gut ist für die nötige Distanz, die ein Journalist nun mal halten sollte, weiß er: "Man ist nie unabhängig, aber man sollte die größtmögliche Unabhängigkeit anstreben."

Er macht sehr viel, er begnügt sich nicht mit dem, was ihm vorgesetzt wird. Sogar einen eigenen Youtube-Kanal hat er. Auf Buschi.TV interviewt er Sportler und entlockt ihnen hier und da durchaus auch mal Relevantes. Zahlt er alles selber. Verdienst gleich null. Buschmann macht das, weil er das will. Und er will noch mehr. "Vielleicht gibt es mal die Möglichkeit, im Fernsehen echte Gespräche zu führen, die über das übliche Blabla hinausgehen", spekuliert er und hätte da gleich auch eine Idee. Eine Sport-Late-Night mit ihm als Moderator, das wäre es.

Nun ist es nicht so, als hätte er nicht bereits ein paar Möglichkeiten abgeklopft. "Die Bereitschaft ist begrenzt, aber ich gebe nicht auf", sagt er. Die Quote ist ihm dabei egal. "Wenn ich nur nach der Quote ginge, müsste ich beim ARD-Fußball oder beim Dschungelcamp betteln", sagt er. Betteln mag er nicht, betteln muss er nicht. Weil er nach über 20 Jahren im Geschäft längst eine Marke ist.

"Ich habe auch schon mal 90 Sekunden geschwiegen, weil es nichts zu sagen gab"; Frank Buschmann, 51, begann seine Karriere bei Radio Hagen und kommentierte Basketball im DSF. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Als solche kann er sich vieles leisten, vor dem Festangestellte zurückschrecken. Er konnte 2002 mit Gerhard Schröder auf Wahlkampftour gehen, er kann kommerzielle Events moderieren, er kann auch bei zwei konkurrierenden Sendern gleichzeitig arbeiten. "Ich habe das immer offen gespielt. Solange ich bei keinem Sender exklusiv unter Vertrag stehe, nehme ich mir diese Freiheit."

Dass er schon vieles ausprobiert hat, kann man in seinem Buch "Am Ende kackt die Ente" nachlesen. Darin hat er 2014 beschrieben, wie er mit der Qualifikation "Hat eine große Klappe" in diesen Job hineingestolpert ist. Ein Nachfolgebuch ist in Arbeit und soll im November erscheinen.

Nur zum Sportkommentator bei ARD und ZDF hat es Buschmann, die Stimme, noch nicht gebracht, aber im öffentlich-rechtlichen Gefüge ist einer wie Buschmann auch nur schwer vorstellbar. Was sollen die bei ARD und ZDF mit noch einem, der sich so schwer im Zaum halten kann? Widerspruch vom Beurteilten. Er könne sich durchaus im Zaum halten, sagt er. "Ich habe auch schon mal 90 Sekunden geschwiegen, weil es nichts zu sagen gab." Danach hätten die Kollegen aber ungläubig nachgefragt: "Buschi, bist du noch da?"

Ja, er war noch da, und er hat daraus gelernt. "Das Wissen zu haben, ist ganz wichtig. Die Kunst liegt aber darin, nicht alles mitteilen zu müssen", sagt er und gibt dann noch einen feinen Lehrsatz aus. "80 Prozent der Kollegen müssen noch lernen, das Geschehen einfach mal wirken zu lassen. Gerade im Fußball tut es auch mal gut, zu schweigen. Das Ereignis macht die Berichterstattung, nicht umgekehrt."

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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