Fernsehen:Zieh mich um

Attraktive Ketzerbraut trifft Cyber-Agentin, die alles unter Kontrolle hat, bis ihr Freund Schluss macht: Bei Sat 1 stellt man sich das Leben von Frauen so vor wie in den Fünfzigerjahren, nur mit lustigeren Berufen.

Von Karoline Meta Beisel

Die kalten ersten Monate des Jahres sind die Zeit, in der die Menschen sich vor dem Fernseher versammeln - also auch eine Zeit, für die deutsche Fernsehsender sehr emsig werben. Auch jener Sender, der seiner Selbstbeschreibung zufolge "Lebensfreude und Geborgenheit" bietet, aber auch "für Überraschung und Furore" sorgt: Sat 1. Vor ein paar Tagen hat der Privatsender aus Unterföhring die Presse über die kommenden Filmhöhepunkte informiert, mit Karteikarten in etwa 14 verschiedenen Schriftarten und allerlei bunten Kringeln und Kreisen.

Als Beauftragte für Lebensfreude treten auf: eine Cyber-Agentin beim BND, die ihr Leben unter Kontrolle hat - "im Job und auch privat" -, bis ihr Freund mit ihr Schluss macht; eine Standesbeamtin, die ihren eigenen Ex-Freund verheiraten soll; und eine Kaufmannstochter - genannt "Die Ketzerbraut" -, der zu Zeiten der Reformation Familie und Ehre geraubt werden. Außerdem gibt es noch die Geschichte von einem Mädchen, das im Eishockey fast so gut ist wie die meisten Jungs und sich auch wie einer kleidet - bis im Nachbarhaus "die attraktive Redaktionsleiterin" einer Frauenzeitschrift einzieht. Das also stellt man sich bei Sat 1 unter Geborgenheit vor: ein Frauenbild wie aus den Fünfzigerjahren, nur mit Internet und lustigeren Berufen.

Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Vielleicht wird in der nahen Zukunft ja auch mal ein Kaufmannssohn entehrt, ein männlicher BND-Agent von seiner Freundin verlassen oder ein Junge vom neuen Nachbarn neu eingekleidet. Das wäre tatsächlich mal eine Überraschung.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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