Für Frankreichs Präsident François Hollande war die Schuleinführung am vergangenen Dienstag vielleicht eine der wenigen Ruhepausen im ansonsten so stressigen Alltag eines Staatenlenkers. Dem Anlass entsprechend besuchte Hollande eine Grundschule, schüttelte Lehrerhände, strich einigen Buben über den Kopf und schnitt Grimassen - immerhin kann man im Klassenzimmer nicht auftreten wie im Élysée-Palast. Und prompt wird er dabei fotografiert.
Eigentlich ist das keine große Sache. Normalerweise werden solche Bilder von vornherein aussortiert, den internen Richtlinien der jeweiligen Agentur entsprechend. Doch der breit grinsende Hollande rutscht in die Auswahl und wird von AFP in die Welt entlassen. Was danach folgt, ist ein Musterbeispiel des sogenannten Streisand-Effekts. Im Jahr 2003 hatte die Sängerin versucht, die Veröffentlichung einer Luftfaufnahme ihrer Villa gerichtlich zu verbieten. Mit dem Resulat, dass das Foto weltbekannt wurde.
Entrücktes Grinsen
Der Fehler: Auch AFP versucht rückgängig zu machen, was bereits geschehen ist und schickt an alle seine Kunden den Aufruf, das entprechende Bild sofort zu löschen. An diesem Punkt kommt das Internet ins Spiel, der Ort an dem das verbotene Foto inzwischen überall zu finden ist. Sie wollen es sehen? Bitteschön:
Zugegeben, so richtig hell sieht Hollande auf diesem Bild ausnahmsweise nicht aus. Dass er sich in dem Moment wahrscheinlich absichtlich zum Affen gemacht hat, um ein paar Pluspunkte bei den zukünftigen Wählern Frankreichs zu kassieren, wird dabei schnell vergessen. Sofort bekommt das Foto einen eigenen Namen. Es ist das "Bild vom Dorfidioten". Der eigentliche Aufreger ist allerdings nicht das entrückte Grinsen des Staatschefs, sondern der Vorwurf der Zensur. Auf Twitter wird Hollande beschuldigt, die Veröffentlichung des Bildes verboten zu haben.
(Dt.: Nach Druck aus dem Élysée zieht AFP ein wenig schmeichelhaftes Bild von Hollande zurück.)
Um den Spekulationen Einhalt zu gebieten veröffentlicht AFP sofort ein Statement. Darin heißt es: "Der französische Präsident hat uns zu keiner Zeit darum gebeten, das entsprechende Foto zu entfernen." Stattdessen habe die Agentur den Entschluss gefasst, weil das Bild nicht den internen Richtlinien entspreche. Es sei kein Einzelfall, dass die Fotografen der Agentur öffentliche Persönlichkeiten in unvorteilhaften, menschlichen Posen ablichten, zum Beispiel mit einem Finger in der Nase. Liebe AFP, jetzt wüssten wir aber schon gerne, welcher Politiker in seinen Pausen heimlich popelt.