Die Ärzte tragen schwarze Anzüge zu E-Gitarre, Drums und Bass. Dem Anlass ist der feine Stoff angemessen, schließlich tritt nicht jeden Tag eine Band bei den Tagesthemen auf. Nach der Anmoderation ("Hier ist das Ärzte Deutsche Fernsehen") spielen Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González am Freitagabend die Erkennungsmelodie und kündigen schmissig den Moderator Ingo Zamperoni an. Später im Interview geht es um die schwierige Lage aller Gewerke der Livemusik in Zeiten der Pandemie - der Veranstalter, Clubbetreiber, Roadies und der Bands, vor allem jener ohne Plattenvertrag, die allein von Auftritten leben.
Noch in der Nacht gibt es viel Lob, bei Twitter und anderswo, manche monieren, dass sich so ein Auftritt nicht für eine ernsthafte Nachrichtensendung geziemt. Das Übliche. Natürlich hätte es statt des Studiobesuchs einer kommerziell sehr erfolgreichen Band ein einfühlsames Portrait über einen gebeutelten Streetpunkmusiker aus Lichtenrade geben können, mit Kamerafahrten durch verwaiste Clubs, mit Gesichtern, die fahl in die Ferne blicken, unterlegt mit ganz viel Moll. Aber wäre die prekäre Lage der 1,4 Millionen Menschen in der Branche dann so zum Thema geworden wie nach dem Auftritt der frisch geföhnten Musiker, die zeitweise wirkten, als seien sie auf der Beerdigung eines Freundes?
Die Ärzte nagen auch jetzt nicht am Hungertuch, und in den Tagesthemen sagen sie das auch: "Uns geht es noch einigermaßen gut." Man nimmt ihnen ihren Auftritt ab, sie engagieren sich für ihre Branche, die seit sieben Monaten besonders darbt, nicht zum ersten Mal. Aber warum sie ausgerechnet an dem Tag im gebührenfinanzierten Studio stehen müssen, an dem auch ihr neues Album erscheint, ist dann doch ein Fehlton in einer ansonsten großartigen Performance.