Arte-Doku:Glanz oder gar nicht

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Erfolg hat bekanntlich viele Väter – unbestritten der erste war bei der Ufa aber General Ludendorff, auf dessen Betreiben die Firma 1917 gegründet wurde. (Foto: SWR)

Die Ufa wird 100 Jahre alt - oder besser: der Name Ufa. Darüber hinaus gibt es in der Geschichte der Film- und Fernsehproduktionsfirma wenige Konstanten. Eine Arte-Doku stellt das lieber anders dar.

Von Hans Hoff

Die einstündige Dokumentation über 100 Jahre Ufa ist schon fast wieder vorbei, als Wolf Bauer irgendwann im letzten Drittel erwähnt, dass die Geschichte, die hier beschrieben wird, eigentlich gar keine ist. "Es gibt keine Ufa-DNA, weil die Geschichte der Ufa zu vielgestaltig ist", sagt er als aktueller Ufa-Geschäftsführer. Er lässt damit die Luft raus aus der im Raum schwebenden Behauptung, dass die Ufa in diesem Jahr ihren hundertsten Geburtstag feiert. Zwar gibt es den Namen nach wie vor, aber dahinter verbirgt sich nicht die Geschichte einer Firma. Es ist die Geschichte vieler Firmen. Aber jenseits der Tatsache, dass sie alle jede Menge bewegter Bilder in die Welt entlassen haben, eint sie nicht so viel, wie diese Doku glauben machen möchte.

Mit "Metropolis"und "Dr. Mabuse" wird die erste Ufa zum Markenzeichen für Filmkunst

Wie soll man auch die Bertelsmann-Tochter Ufa GmbH, die heute für so unterschiedliche TV-Produktionen wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten, Charité oder Deutschland sucht den Superstar verantwortlich zeichnet, zusammenbringen mit jener Firma, die 1917 auf Betreiben von General Ludendorff gegründet wurde, um den Bildern der Feinde etwas Eigenes entgegenzusetzen, die Kriegsmoral zu stärken.

Das gelang bekanntermaßen nicht, dafür entstanden in der Folge unter dem Ufa-Dach Filme, deren Namen noch heute einen Klang haben. Metropolis und Dr. Mabuse zählen zu den Klassikern der ersten Ufa. Die wird zum Markenzeichen für Filmkunst, zum Zentrum einer kreativen Industrie mit großer Strahlkraft. Doch nach zehn wirtschaftlich nicht unbedingt überragenden Jahren übernimmt der Großverleger Alfred Hugenberg die Firma.

"Die Ufa rückt weiter nach rechts", betont Schauspielerin Nadja Uhl, die im Off wie im On sauber durch den Film führt. Sie sagt in dem Zusammenhang noch einen weiteren Satz, der zwar aus der Zeit nach 1927 stammt, aber sehr so klingt, als habe ihn gerade gestern jemand in die Beschreibung einer Medienfirma gegossen: "Jetzt haben nicht mehr die Künstler das Sagen, sondern die Manager."

Die Ufa versucht sich mit den so genannten nationalen Filmen, die deutsch genannte Werte propagieren, zu profilieren. "Die nationalen Filme der Ufa schaufeln mit am Grab der Demokratie", heißt es dazu aus dem Off. Als die Nazis die Macht übernehmen, schreibt auch Propagandaminister Joseph Goebbels an den Drehbüchern mit.

Nach dem Krieg wollen die Alliierten die Ufa zerschlagen, aber Konrad Adenauer, der um die Wirkung bewegter Bilder weiß, trickst ein bisschen herum und schanzt die Ufa der Deutschen Bank zu.

Im Jahre 1964 kommt dann Bertelsmann ins Spiel. Kinos firmieren unter dem Ufa-Logo, aber auch die Sportrechte-Vermarktung bekommt einen Ufa-Stempel.

Die Kino-Ära ist lange schon Geschichte, als 1984 das Privatfernsehen startet und neue Betätigungsfelder eröffnet. Lange Zeit ist ein bisschen Ufa hier, ein bisschen Ufa dort. Erst 2013 bündelt Bertelsmann die Aktivitäten unter der Dachmarke Ufa, die fortan alles überstrahlen soll.

In der Dokumentation von Sigrid Faltin wird das alles sauber reportiert und gewürzt mit vielen Ausschnitten, die rasch deutlich machen, wie viel Glanz und Gloria früher war und wie nüchtern das Geschäft heute abläuft. Faltin zeigt Wolf Bauer und Co-Geschäftsführer Nico Hofmann bei der Fernsehmesse in Cannes. Und weil Cannes nah am Wasser gebaut ist, werden die Schiffsbilder ein wenig überstrapaziert. Ständig ist irgendjemand im Boot, wird irgendwas zurück aufs Schiff geholt.

Zudem folgt Faltin vor allem der Selbstdarstellung der aktuellen Ufa, die sich mit Hochglanzproduktionen wie Unsere Mütter, unsere Väter brüstet, wobei in den Hintergrund gerät, dass nicht alle Ufa-Produkte den Machern zur künstlerischen Ehre gereichen. Leicht fällt unter den Tisch, dass auch Bauer sucht Frau und Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika aus dem Repertoire des gelobten Hauses stammt.

Am Ende rührt Nadja Uhl alles bis dahin Erzählte noch einmal mit leicht pathetischem Ton zusammen. Die Ufa, "sie kannte immer unsere Träume, Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte. Das ist ihr Geschäft. Seit 100 Jahren." Auch so kann man die Zeit zwischen Stummfilm und GZSZ zusammenfassen.

100 Jahre Ufa - Im Maschinenraum des deutschen Films , Arte, 22.10 Uhr.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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