Crossmediales Frauenheft "Cover":Magazin als Katalog

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Immerzu geht es um Schuhe, Taschen und Schminke - Frauenmagazine glänzen üblicherweise nicht durch Alleinstellungsmerkmale. Das Besondere an dem neuen Burda-Heft "Cover" ist, dass es der Frau von Welt helfen will, die besprochenen Produkte gleich zu kaufen - per App und Smartphone.

Katharina Riehl

Es gibt Bereiche des menschlichen Konsumverhaltens, da sind die Feinheiten an den Außenstehenden nur schwer vermittelbar. Frauenzeitschriften zum Beispiel. Abseits der noch relativ einfachen Unterscheidung zwischen wöchentlichen, auf rissiges Papier gedruckten Adelsheftchen und einmal im Monat erscheinenden Hochglanzmagazinen, muss man schon guten Willens sein, um die Alleinstellungsmerkmale (welche Mode?, welche Kosmetik?, welche Promis?) in der von ihren Machern ausgedachten Trennschärfe zu begreifen.

"Augmented Reality im Bereich Shopping." Das Titelbild der aktuellen Ausgabe des neuen Magazins "Cover", das am 18. August erscheinen wird. (Foto: obs)

Michaela Mielke sagt, im Frauenzeitschriftenmarkt gebe es nicht "die Lücke", die man finden und besetzen kann, "das ist klar". Ihr habe immer ein Magazin "mit einer Mischung aus intelligenten Geschichten und Mode" gefehlt - das Ganze "anspruchsvoll präsentiert". Im August 2010 kam Mielke von der Zeitschrift Jolie (Vision Media) zum Burda-Verlag ( Focus, Bunte), um ein neues Frauenmagazin zu entwickeln. An diesem Samstag startet nun Cover, nach zwei Testausgaben 2011 erscheint die Zeitschrift jetzt monatlich.

Cover, das "erwachsene, reflektierte Frauen ab 30" erreichen soll, ist ein hübsches, braves Heft, mit ein paar guten Geschichten und vielen schönen Menschen - und ob es dafür tatsächlich eine Art Lücke gibt (beziehungsweise ob Zeitschriften wie die noch relativ junge Myself von Condé Nast oder Klassiker wie Brigitte von Gruner + Jahr unter dem Marktzugang leiden), werden die kommenden Monate zeigen.

Von den beiden Testausgaben wurden dem Verlag zufolge durchschnittlich jeweils 86.000 Exemplare am Kiosk verkauft. Das ist nicht schlecht, aber auch sicher nicht der einzige Grund, dass Burda den One-Shot jetzt in Serie schickt.

Zum einen glaubt man im Münchner Verlagshaus an die internationale Vermarktbarkeit des Titels - von 2013 an soll es ihn auch in anderen Ländern geben, in denen Burda aktiv ist. Zum anderen versucht man mit Cover etwas, was gut zu dem passt, wie der Verlag sich aktuell positioniert: Cover soll eine starke digitale Marke werden, mit Website, E-Paper, einer Tablet- und einer Smartphone-App.

Welche Möglichkeiten das für Redaktion und Verlag bedeuten könnte, zeigt ein schwarz-weiß-pinkes Heftchen, das der aktuellen Cover beiliegt. Darin finden sich Gürtel, Taschen, Schuhe, die man über das Smartphone bestellen kann. Eine App muss man dafür herunterladen und mit dem Handy über die Produkte fahren. "Augmented Reality im Bereich Shopping" nennt Michaela Mielke das, und das ist schon eine spannende Entwicklung für einen Verlag, für den E-Commerce längst eine wichtige Einnahmequelle ist.

Langfristig könne sie sich vorstellen, sagt Mielke, das im ganzen Heft zu machen. Das Magazin als Katalog also. Gruner + Jahr versucht so etwas ähnliches gerade mit Season. Auch diese Lücke dürfte bald enger werden.

© SZ vom 13.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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