Zeitvertreib:"Ich kann das jetzt"

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Ja, Lockdown ist riesengroßer Mist. Keine Kumpels treffen, nicht mit Freundinnen abhängen, immer nur Homeschooling und Familie. Und trotzdem haben wir auch Neues gelernt, was ohne das Daheimbleiben vielleicht nie stattgefunden hätte. Sechs verrückte Beispiele.

Protokolle: Katrin Freiburghaus, Silke Stuck, Georg Cadeggianini

(Foto: gca)

Mit Huhn radeln

Camilla, 16: "Schon zum ersten Lockdown haben wir uns drei Hühner besorgt: Bronco, Heidi und Alvise. Sie machen lustige Geräusche und ab und zu ein Ei. Es macht Spaß, ihnen einfach so zuzusehen: Sie haben immer was zu tun. Am liebsten mag ich Bronco. Ihm habe ich beigebracht, mit mir Rad zu fahren. Er sitzt vorne bei mir auf dem Lenker. Wenn ich langsam bin beim Anfahren und rumwackele, ist er auch ganz unsicher. Dann rutscht er auf dem Lenker hin und her, gackert rum oder öffnet plötzlich einen Flügel. Je schneller und stabiler ich fahre, desto ruhiger wird Bronco. Am besten funktioniert es hier den Berg runter. Bronco winkelt dann seine Flügel an, ist hoch konzentriert, ein bisschen wie im Sturzflug."

Loopschal stricken

Ida, 9: "Ich habe bei einem Schulprojekt Häkeln gelernt: ganz viele Mützen, Topflappen und Eierwärmer. Sogar einen halben Pandabären. Als ich dann mit dem Stricken anfangen wollte, wurde die Schule geschlossen. Letzte Woche habe ich es trotzdem gelernt: Eine Mama, die bei dem Projekt hilft, hat es mir per Video-Chat beigebracht. Ich mag so gern, dass sich meine Hände dabei die ganze Zeit bewegen, sonst werden die im Winter immer so schnell kalt. Ich strick gerade einen Loop-Schal für mich selber. In bunt. Vor kleinen Geschwistern muss man Gestricktes verstecken, damit sie nicht am Faden ziehen und alles wieder aufribbeln.

Dachski fahren

Quirin, 13: "Wir haben einen schönen großen Garten mit einem riesigen Nachteil: Er hat keinen Hang. Als es so irre geschneit hat, habe ich mir einen Traum erfüllt. Mit den Skiern das Hausdach runter! "Das traust du dich nie", sagte meine Schwester, "wetten?" Tja, die zehn Euro gehören jetzt mir. Mehr als fünf Stunden lang habe ich den Schnee von überall her zusammengeschippt. Klar, war das anstrengend. Und ja, es gibt auch keinen Lift hier. Ich muss also in Skistiefeln die Leiter rauf, dann übers Dach und oben die Skier anschnallen. Das ist ein bisschen wacklig. Dann runter, ab Dachrinne geht es dann direkt weiter mit meinem Schneeberg und unten über eine Schanze. Ich fahre oft bis tief in die Nacht. Direkt daneben ist nämlich eine Straßenlaterne, mein Flutlicht.

Taschengeld herzaubern

Marie, 7, und Jana, 4: "Wir sind ja jetzt die ganze Zeit zu Hause, da hat mein Papa irgendwann gesagt, dass wir uns mal alleine beschäftigen sollen, und uns was im Fernsehen angemacht. Da hat sich eine Frau weggezaubert. Das fanden wir so cool, das wollten wir auch können. Wir haben das dann geübt und noch andere Tricks gesucht. Jetzt können wir schon Taschengeld und Stifte herzaubern. Jana kann auch Haarspangen. Man braucht für jeden Zaubertrick einen bestimmten Zauberspruch. Aber wie das mit dem Taschengeld funktioniert, verraten wir natürlich nicht."

Tennis bolzen

Rhea, 7: "Seit ich jeden Tag im Wohnzimmer Tennis spiele, treffe ich den Ball viel besser und habe auch schon mehr Muskeln. Ich bin manchmal so genervt, weil ich niemanden besuchen darf. Ich brauch das zum Dampfablassen. In der Wohnung ist es eigentlich verboten, klar. Aber es geht mit so einem Gerät, an dem der Ball mit einer Schnur festgemacht ist. Die Nachbarn haben sich noch nicht beschwert. Dafür mein Papa, wenn er Videokonferenzen hat ... Und meine Mama schieß ich manchmal ab. Eigentlich sagt sie vorher Bescheid, wenn sie durchgeht. Aber manchmal krieg ich das nicht mit, schlag auf den Ball - und ..."

Bad putzen

Samuel, 12: "Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, das zu lernen. Aber so ist es jetzt. Ich kann jetzt Badputzen. Ich mag das noch am ehesten, wenn meine Brüder und ich schon mithelfen müssen. Zum einen, weil ein schmutziges Waschbecken beim Zähneputzen echt räudig ist. Außerdem ist es ein kleiner weiß-gefliester Raum, ich bin in zehn Minuten durch damit, man muss sich nicht viel bücken oder verbiegen, um an den Dreck ranzukommen. Erst dachte ich: viel hilft viel. Also: Scheuermilch überall, abbrausen, fertig. Dann glänzt aber nichts. Man muss schon dazwischen mit einem Lappen ran. Mein Trick: Am Schluss die Armaturen mit einem trockenen Tuch auf Glanz polieren. Am Schönsten dabei: der quietschende Lappen, wenn ich den Spiegelschrank wische. Am zweitschönsten: das Klo muss ein anderer putzen."

© SZ vom 06.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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