Wissen:Die Besserkinder

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Kopfüber? Kein Problem. (Foto: STA)

Weghören, Wörter erfinden, unter Wasser Purzelbäume machen: Diese Dinge können Kinder einfach viel besser als Erwachsene.

Von Marc Baumann

Quatsch machen

Jemand hat mal ausgerechnet, dass Erwachsene nur 17,5 Mal am Tag lachen, also im Schnitt. Kinder dagegen, würden 400 Mal am Tag lachen. Kann das sein? Das wäre ja etwa alle zwei Minuten. So oft ist es dann auch nicht (schließlich lacht man alleine schon beim Zimmeraufräumen oder den Lateinhausaufgaben eher wenig). Trotzdem stimmt: Kinder lachen mehr. Weil sie mehr Quatsch machen, mehr lustige Ideen haben, mehr spielen - und dabei weniger darüber grübeln, was andere von ihnen denken. Und Kinder kriegen öfter Lachkrämpfe. Es gab auf der ganzen Welt noch nie ein Kind, das den Satz gesagt hat: "So, genug gelacht." Das haben wir höchst wissenschaftlich überprüft.

Fester schlafen

Schon mal versucht an schlafenden Eltern vorbeizuschleichen? Klappt fast nie. Umgekehrt kann man als Erwachsener problemlos ins Zimmer eines schlafenden Grundschulkinds gehen und sogar bei Licht etwas suchen oder schnell noch die gewaschenen Pullis in den Wäscheschrank legen. Wenn Kinder erstmal schlafen (was ein großer Kampf sein kann), dann schlafen sie meist richtig, richtig tief. Kinder können sich von Umgebungsgeräuschen besser abschirmen, haben mehr Urvertrauen und schrecken deswegen nicht so schnell hoch. Es kann bis nach der Grundschule dauern, bis ihr Gehörsinn voll entwickelt ist. Nahezu unmöglich übrigens: Teenager morgens zu wecken, die abends zu lange feiern waren.

Weghören

"Hörst du mir überhaupt zu?" - Äh, nein. Kinder können super weghören. Lesen einfach weiter trotz der dritten "Licht aus!"-Ermahnung, ignorieren beim Spielen alle "Essen!"-Rufe aus der Küche. Fies? Na ja. Am Überhören sind die Eltern oft selbst schuld. Wer ins Handy versunken "Zähne putzen, los und dann ab ins Bett" murmelt, wird zu Recht ignoriert.

Besser merken

Die Blume liegt in der Ecke links hinten. Daneben die Stoffkatze mit dem grünen Halsband. Oder war das letzte Runde? Memory wird schnell zum Kinder-Gewinn-Spiel. Warum? Kinder schauen genauer hin, sagen Forscher: Sie achten auf Einzelheiten (Blaue Katzenaugen, vier Blütenblätter). Eltern schieben die Infos in Kategorien (Katze, Blume) - und kommen durcheinander.

Besser vergessen

Donald Trump auf dem Spielplatz - das kann man sich aus verschiedenen Gründen nicht so gut vorstellen. Einer davon: Trump wäre innerhalb kurzer Zeit auf alle sauer. Es gibt kaum jemanden, der nachtragender ist. Kinder sind anders. Sie können sich beim Spielen total in die Haare kriegen, fluchend nach Hause laufen - und am nächsten Tag: "Gleich treffen auf der Halfpipe?" Erwachsene sagen gern komische Sachen, sowas wie "alles vergeben und vergessen" - meinen es aber oft gar nicht so.

Salto rückwärts

Rückwärtspurzelbäume unter Wasser sind eigentlich ziemlicher Blödsinn: Es sieht eher lustig als cool aus und man kriegt dabei jede Menge Wasser in die Nase. Aber es ist toller Blödsinn. Das versteht man nur, wenn man davor Gummischlangen gekauft hat und nach dem Abtrocknen sofort kreischend ins Becken springt. Bewiesen ist, dass Kindern beim Purzelbaumschlagen, Schaukeln und Karussell fahren weniger schlecht wird. Wissenschaftler der Münchner Schwindelambulanz (gibt es wirklich!) vermuten, dass der Gleichgewichtssinn der Kinder noch nicht fertig entwickelt ist und deren Körper mehr über Muskeln, Sehnen und Gelenke dem Gehirn die Position im Raum mitteilen.

Wörter erfinden

"Mama, kannst du mal meine Jacke ausärmeln?" Ausärmeln? Warum ist in Tausenden von Jahren dieses verdammt praktische Wort noch keinem Erwachsenen eingefallen? Tut man nicht? Gibt im Deutschaufsatz einen Fehler? Erwachsene erklären lieber: "Luis, du tust dich leichter, wenn du vorher die Ärmelenden aus der Jacke herausziehst." Völliger Quatsch! Ausärmeln!

© SZ vom 27.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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