Wie fühlt sich das an?:Ein Salto auf dem Motorrad

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Die Maschine wiegt hundert Kilo und wenn man sie loslässt fällt man senkrecht nach unten: Der Motocross-Fahrer Busty Wolter über seinen ersten Salto.

Stephan Bernhard

Busty Wolter hat in seiner Karriere als Freestyle-Motocrosser schon etliche waghalsige Sprünge vollführt. Einen wird der heute 32-jährige Berliner nie vergessen: Seinen ersten Salto, gesprungen vor fünf Jahren.

Jetzt nicht die Nerven verlieren - wer jetzt loslässt, fällt senkrecht nach unten. (Foto: Foto: Christoph Leib)

"Vollbremsung! Als ich zum ersten Mal einen Salto auf meiner Motocrossmaschine springen will, packen mich Zweifel. Der Salto - ein Wunsch, den ich schon etliche Monate im Kopf habe. Es gibt nichts anderes mehr für mich. Jeden Abend stelle ich mir den Bewegungsablauf vor.

Dann träume ich in der Nacht davon, und morgens wache ich mit Gedanken an den Salto auf. Ich habe geschworen, mich nicht mehr zu rasieren, bis ich mich überwinde. Irgendwann trage ich deshalb einen Vollbart.

Heute will ich aber nicht wieder aufgeben. Also rolle ich zum Startpunkt 25 Meter vor der Schanze zurück und stelle mir vor, wie ich gleich durch die Luft fliegen werde. Denn das Schwierige an einem Rückwärtssalto ist nicht die Technik, sondern der Kopf. Lehnt man sich nach dem Absprung nur weit genug nach hinten, vollführt das Motorrad ganz leicht die komplette Drehung.

Allerdings darf man nicht die Nerven verlieren, während man mit dem Kopf nach unten und einer 100-Kilo Maschine über sich durch die Luft fliegt. Wer dann einfach loslässt, stürzt aus zehn Meter Höhe ab. Ich gebe Gas und rase mit Tempo 60 die steile Rampe nach oben. Genau, als das Vorderrad die Absprungkante erreicht, verlagere ich mein ganzes Gewicht auf das Hinterrad, ziehe mit den Armen am Lenker und drehe den Gasgriff bis zum Anschlag auf, um meiner Maschine einen zusätzlichen Drehimpuls zu geben.

Ich bin viel zu langsam! Das schießt mir durch den Kopf, aber ich fliege schon kopfüber durch die Luft. Es gibt kein Zurück mehr. Doch nur einen Sekundenbruchteil später richtet sich die Welt vor meinen Augen langsam wieder auf und plötzlich sehe ich den Landehügel unter mir.

Kaum setzen beide Reifen auf, brüllen auch schon all meine Freunde rund um die Rampe los. Ich habe als erster deutscher Freestyle-Motocrosser einen Salto geschafft! Minuten später ist der Vollbart ab.

© SZ vom 21.12.2009/bilu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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