Vulkan:Wenn das Meer explodiert

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(Foto: AFP)

Am Samstag ist ein Vulkan ausgebrochen - unter Wasser, am anderen Ende der Erde. Die Explosion war so heftig, dass man sie Tausende Kilometer weit hören konnte, die Druckwelle so stark, dass man sie sogar in Deutschland messen konnte.

Von Georg Cadeggianini

Was ist passiert?

Acht Minuten lang grollte und spuckte die Erde: Eine Wolke aus Asche, Dampf und Gas, 20 Kilometer hoch und fünf breit, türmte sich über dem Meer auf wie ein gigantischer Blumenkohl. Bis nach Alaska, knapp 10 000 Kilometer entfernt, waren die Explosionen zu hören.

Wie geht es den Menschen dort?

Die Insel selbst ist unbewohnt. So wie 130 der 170 Inseln im abgelegenen Königreich Tonga, östlich von Australien. Aber die Explosion löste einen Tsunami aus, der ganze Dörfer und Inseln überrollte. Manche sprechen von 15 Meter hohen Wellen. Herunterregnende Asche hat die Gegend in graue Mondlandschaften verwandelt, Trinkwasser und Quellen verdorben. Mindestens drei Menschen starben. Aber Vieles ist noch unklar.

Ruft da keiner an?

Geht gerade nicht. Das Unterseekabel, das Tonga mit Internet und Telefon verbindet, hat der Vulkanausbruch von Hunga Tonga-Hunga Ha'apai beschädigt. Das nächste Reparaturschiff ist acht bis neun Reisetage entfernt.

Ein so langer Name?

Neun Silben für eine Insel, die gerade mal fünf Kilometer misst? Die Lösung: "Hunga Tonga-Hunga Ha'apai" ist Neuland, gerade mal zwölf Jahre alt. Ausgespuckte Lava hatte damals zwei Inseln zu einer verbunden. Die Explosionen am Samstag haben sie wieder zerrissen in "Hunga Tonga" und "Hunga Ha'apai".

Was, wenn das an Land passiert wäre?

Der Vulkan ist etwa 1800 Meter hoch und 20 Kilometer breit - unter Wasser. Niemand weiß, wie viele solcher Unterwasservulkane es auf der Welt gibt. Klar ist, dass es mehr sind als an Land. Ein Vulkanologe meinte: Hätte sich der Ausbruch an Land ereignet, wäre das "apokalyptisch" gewesen. Weltendeähnlich also.

Hilft das dem Klima?

Klingt absurd. Aber vor 30 Jahren hat ein Vulkanausbruch auf den Philippinen die Erde tatsächlich um einige Zehntelgrad abgekühlt. Der Grund: Feine Teilchen, die mit der Explosion hoch in die Atmosphäre geschleudert wurden, lenkten Sonnenlicht ab - zwei Jahre lang. Der Vulkan von Tonga hat aber wohl nur einen Bruchteil der Teilchen ...

© SZ vom 22.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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