Stilkritik: Die Petze:Eins auf die Nuss

Schon in der Schule konnten wir sie nicht leiden: die Petze. Wir hätten da drei Vorschläge, wie man mit dieser unliebsamen Gattung umgeht.

Martin Zips

Neben dem Heuchler gehört die Petze zu den grässlichsten Ausformungen des menschlichen Seins. Sie reißt - aus Gehässigkeit, blindem Gehorsam oder übler Rachsucht - andere ins Verderben, denunziert, verrät, schadet.

"Frau Lehrerin, mein Nachbar schreibt ab": Petzen gehören zu den grässlichsten Ausformungen des menschlichen Seins. (Foto: iStock)

Abschreckende Beispiele wie Judas Ischariot oder Ottavio Piccolomini gibt es in der Geschichte reichlich. Das von ihnen gesäte Unheil kennt vor allem ein Ziel: ihr persönliches Weiterkommen. Nach Außen hin kämpfen Petzen - pickelige IMs zum Beispiel, Landtags-Hinterbänkler oder Wikileaks-Informanten - immer für das große Ganze.

Schnell mal ein bisschen aufräumen, schnell mal die Kollegen anschwärzen, schnell mal ein paar Freunde outen. Alles zum Wohle der Allgemeinheit natürlich. Bei Asterix heißen so Typen "Moralelastix", weil sie in ihrem Urteil biegsam sind wie die Reitgerten. Bei den Schlümpfen heißen sie "Schlaubi", sind vollkommen humorfrei und tragen eine ZDF-Terror-Experten-Brille.

Petzen kämpfen heute gegen Kommunisten, morgen gegen Imperialisten und sehen sich stets als Aufdecker: Herr Schiedsrichter, der Spieler hat mich geschubst. Frau Lehrerin, mein Nachbar schreibt ab. Frau Bundeskanzlerin, dieser Amerikaner hier findet Sie nicht kreativ.

Im Umgang mit Petzen gibt es drei Möglichkeiten. Erstens: Man haut ihnen eins auf die Nuss. Zweitens: Man wartet darauf, dass das jüngste Gericht irgendwann über sie hinwegfegt, wie der Bundesladen-Feuersturm über die Nazis in Indiana Jones, Teil 1. Drittens: Man hört weg, kocht sich einen Hagebutten-Tee, legt sich eine Melody-Gardot-CD ein - und denkt an Don Karlos: Große Seelen dulden still.

© SZ vom 30.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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