Stand-up-Paddling:Surfen für Erwachsene

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Die Outdoor-Industrie wird nicht müde, sich immer wieder selbst zu erfinden - neuester Trend: Stand-up-Paddling.

Daniel Hautmann

Ganz einfach soll es sein: Rauf aufs Surfbrett und mit dem Stechpaddel abstoßen. Einen Riesenspaß würde das machen, hieß es. Doch ganz so einfach ist es für blutige Anfänger dann doch nicht. Denn zunächst fühlt es sich an, als würde man auf einem glitschigen, im Wasser treibenden Baumstamm balancieren.

So sieht Stand-up-Paddling beim Profi aus. (Foto: Foto: oh)

Immer wieder verliert man das Gleichgewicht, kippt um, platscht ins Wasser. Nach dem wertvollen Tipp des Lehrers, einem Wassersport-Ass erster Güte, sich mit dem Paddel abzustützen, gelingen kleine Fortschritte und zunehmend längere Distanzen. Die werden aber immer wieder unterbrochen von uneleganten und unsanften Abgängen. Doch allmählich macht es tatsächlich Spaß.

Stand-up-Paddling, kurz SUP, heißt die kippelige Sportart. Im Vergleich zu den Minisurfbrettern, die die Wellenreiter fahren, sind SUP-Boards deutlich voluminöser, breiter und länger. Das gibt Halt und macht das Stehen viel entspannter. In Amerika ist SUP schon seit einigen Jahren der Renner, mit jährlichen Zuwachsraten von 100 und mehr Prozent.

25.000 Boards wurden in den USA im vergangen Jahr verkauft, damit gilt SUP als am stärksten wachsender Wassersportmarkt. Hierzulande gingen bisher lediglich 300 Bretter über die Surfshop-Tresen. "Deutschland hinkt solchen Trends immer ein bis zwei Jahre hinterher", sagt Florian Brunner von der APM Marketing GmbH, die auch die SUP-Marke Starboard vertreibt. "Aber die Trendwelle wird zu uns rüberschwappen. Wir haben im Münchner Raum schon einige Promis, die seit letztem Jahr begeisterte SUPer sind - Oliver Bierhoff und Jens Lehmann cruisen zum Beispiel über den Starnberger See", so Brunner.

Der Lehrer, der den Tipp mit dem Abstützen gibt, ist ebenfalls prominent: Es ist Björn Dunkerbeck, zigfacher Windsurfweltmeister und mittlerweile begeisterter Stehpaddler. Dunkerbeck nutzt den Sport fürs Gleichgewichts- und Ausdauertraining. "Jeder Muskel im Körper wird dabei trainiert", sagt er. Im Vergleich zum klassischen Wellenreiten oder zum Windsurfen ist das Stehpaddeln deutlich ruhiger, man könnte fast sagen: erwachsener.

Es braucht weder voll austrainierte Topathleten, noch stürmische Winde oder Wellenberge, um auf dem SUP-Board Spaß zu haben. Das macht wohl auch den Erfolg aus. Egal ob auf dem Fluss, dem Baggersee oder auf dem offenen Meer - Stand-up-Paddeln kann so ziemlich jeder.

Hoffnungsschimmer aus der Nische

Andy Mencke, selbst Windsurfer und in der Surfbranche tätig, ist mit seinen Freunden schon einige Male die Isar runter gepaddelt und begeistert: "Das Stand-up-Paddeln auf der Isar stellt einen einsamen Rekord in punkto Naturerlebnis dar. Wenn wir auf der Isar unterwegs sind, haben wir gegenüber den Sitzpaddlern einen entscheidenden Vorteil - da wir stehen, haben wir den besseren Überblick."

In der Surfbranche wird Stand-up-Paddeln nicht als verrückte Nische gesehen, sondern im Gegenteil als Hoffnungsschimmer: Weil Wellenreiten und Windsurfen bei den Absatzzahlen stagnieren, kommt eine neue Brettsportart wie gerufen.

Branchenkenner gehen von mindestens 100 Prozent Wachstum in den nächsten drei Jahre aus - das freut die Surfshopbesitzer. Schließlich könnten so an den Wochenenden auch wieder Ex-Windsurfer älteren Semesters aufs Brett gelockt werden. Und die sind dann auch wieder potentielle Kunden. Manche SUP-Boards sind sogar speziell dafür konstruiert: Auf ihnen lässt sich ein Surfsegel befestigen.

World-Cup in Hamburg

Die Wurzeln des Stehpaddelns finden sich auf Hawaii. Um ihre Schüler im Auge zu behalten oder raus an die guten Riffe zu kommen, stellten sich die hawaiischen Surflehrer bereits in den frühen sechziger Jahren aufrecht auf ihre Bretter und stießen sich mit Stechpaddeln ab. Für den Durchbruch sorgten aber vor allem der Extrem-Wellenreiter Laird Hamilton und die Windsurf-Ikone Robby Naish.

Sie pushten das SUP in den vergangenen Jahren zum Trendsport. Nicht ganz uneigennützig, denn beide produzieren selbst SUP-Boards. Ihr Einsatz ging auf. Mittlerweile werden auf dem Stehpaddler sogar Wettkämpfe ausgetragen, etwa in der Disziplin Waveriding in meterhohen Wellen vor Hawaii.

Der erste SUP World Cup allerdings steigt nicht an einem der Traumstände dieser Erde, sondern mitten in Hamburg. Auf den ruhigen Seitenarmen der Elbe in der neuen Hafencity finden vom 10. bis 12. Juli Zehn-Kilometer-Rennen und Speedrennen über zwei Kilometer statt. Am Start sind 25 Profis und rund 200 Amateure.

© SZ vom 06.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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