Sportuhr im Test:Die moderne Armfessel

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Früher gab es den Kumpel. Heute gibt es einen Überwachungsapparat: ein Peripheral Observation Device, kurz Pod.

Jochen Temsch

Der Kumpel besaß ein Mountainbike mit Tachometer und einen Hang zu erdenschwerer Trägheit; der Pod hat eine Direktverbindung zu einem GPS-Satelliten im All. Den Kumpel musste man zum Nebenherfahren überreden, der Pod kommt anstandslos mit.

Die elektronische Armfesseln begleitet einen überall hin: zum Einkaufen, in die S-Bahn, in den Büro-Aufzug (Foto: Foto: oh)

Der Kumpel maulte irgendwann: "Warum vermisst du deine Joggingstrecken nicht mit Google Earth?" - der Pod vermeldet auch noch beim x-ten Durchgang stoisch an die Pulsuhr Suunto t4c: 5.06 km - 6 min/km - 0.30.36 h. Und dann weiß man, wie weit und wie schnell man gelaufen ist, was im Training extrem motivieren kann und sich zu akribischen Analysen der sportlichen Leistung nutzen lässt.

Im Gegensatz zum Kumpel fällt die elektronische Armfessel nicht groß auf und kommt überall hin mit: zum Einkaufen (800 Meter mit vier km/h), in die S-Bahn (40 Sachen), in den Büro-Aufzug und in die Kantine (ohne Satellitenkontakt). Ist die Neugier auf die Raum-Zeit-Korrelationen des Alltags erst einmal geweckt, wird das Spiel mit dem GPS schon nach 22.35.23 Stunden zur Global-Positioning-Sucht.

Aber vor allzu zwanghaftem Verhalten bewahrt dann doch der GPS-Pod selbst, der stets einwandfreie Verbindung nach oben braucht. Wenn es zu dicht bewölkt oder bewaldet ist, verliert das Gerät die Kontrolle. Dann kann es sein, dass Passanten einen Jogger sehen, der seltsame Verrenkungen vollführt, weil er versucht, in vollem Lauf gleichzeitig am Oberarm und an seiner Uhr herumzufummeln.

Sportlich bedingte Blutarmut im Hirn, verzwickte Knopf-Kombinationen und eine kleine, beim Laufen schwer ablesbare Stoppuhr-Anzeige machen die Bedienung nicht leichter. Wer eine lückenlose Eigen-Observierung braucht, muss die Uhr mit einem Fuß-Pod kombinieren, der auf Schrittlänge geeicht und am Schuh getragen wird. Diese Kombination ist 30 Euro billiger als die Uhr mit GPS-Pod, die 300 Euro kostet. Dafür ist es durchaus sympathisch, dass der GPS-Pod von geradezu menschlicher Launenhaftigkeit ist - wie es sich für einen neuen guten Lauf-Kumpel gehört.

© SZ vom 06.04.2009/mmk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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