Skurrile Erfindungen einer Schwedin:Wachgewatscht

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Simone Giertz und die "Wake-up Machine" (Youtube-Screenshot) (Foto: Simone Giertz)

Eine junge Schwedin hat einen Wecker erfunden, der sie aus dem Schlaf ohrfeigt - und andere Dinge, die nicht wirklich Sinn machen. Dennoch haben die Mini-Roboter einen Zweck.

Von Tanja Mokosch

Scheinbar schlafend liegt die junge blonde Frau da. Die Bezeichnung "friedlich" wäre naheliegend, wenn nicht unverkennbare Zeichen das Unheil ankündigen würden: kaltes Licht zum Beispiel, verriegelte Fensterläden und eine gummiartige Hand ohne Körper, die mit Tape über dem Kopf der Schlafenden an einem Motor befestigt ist.

Der Wecker klingelt, schrill wie Wecker in solchen Szenen klingeln müssen - schlimm genug. Nur: Mit ihm ertönt ein zweites, weitaus unangenehmeres, rhythmisch klatschendes Geräusch. In diesem klatschenden Rhythmus schnellt der Frau die Hand, die eben noch über ihr schwebte, wie das Rad einer Windmühle ins Gesicht. Wieder und wieder. Sie macht eine Grimasse, stellt den Wecker und damit die Ohrfeigensalve aus und steigt aus dem Bett. Guten Morgen.

"The Wake-up Machine" nennt Simone Giertz - die im Video Schlafende - das Gerät, das sie gerade so unsanft aus dem Bett befördert hat. Erfunden, zusammengebaut und über ihrem Kopf platziert hat es die junge Schwedin selbst.

Aufstehen? Frühstück machen? Zähne putzen?

Was das soll? "Niemand steht morgens gerne auf", sagt die 25-Jährige Youtuberin. Das Aufwachen sei ja noch erträglich. Aber sich aus dem Bettzu bewegen - dem Ort, der einem gerade wie der gemütlichste der ganzen Welt erscheint ... unmöglich. Ungefähr so unmöglich, wie sich morgens auch noch ein Frühstück zuzubereiten oder die Zähne zu putzen. Deswegen hat Giertz auch gleich noch eine "Breakfast Machine" und eine "Toothbrush Machine" erfunden. Sie tun, was sie ihre Namen versprechen: Frühstück zubereiten und Zähneputzen. Jedenfalls im Groben.

Dass die Erfindungen nicht alltagstauglich sind, weiß Giertz selbst und jeder, der die Videos gesehen hat. "Die Zahnbürstenmaschine tut wirklich weh - und erreicht die Rückseite meiner Zähne nicht", sagt die Stockholmerin. Eine Version des "Wake-up Machine"-Videos zeigt, wie sich die Haare der Schwedin im Motor der Apparatur verfangen - schmerzhafter als die Ohrfeigen - und die "Breakfast Machine" trifft weder mit Müsli noch Milch in die Schüssel, und auch nicht mit dem Löffel in den Mund der Erfinderin.

Das soll sie auch nicht. Die Schwedin ist weder Ingenieurin noch Programmiererin. Spätestens seit der "Breakfast Machine" erreicht Giertz mit ihren Youtube-Videos trotzdem tausende Zuschauer. "Jemand hat mich mal einen "Inventainer" genannt und ich finde, das beschreibt es eigentlich ganz gut", antwortet die Schwedin auf die Frage, was sie gerade so mache. "Ich wollte immer ein Erfinder werden, wusste aber nicht, in welchem Kontext." Über ihren beruflichen Werdegang habe sie diesen nun gefunden: Mit ihren Mini-Robotern will Giertz die Zuschauer ihrer Videos ermutigen, sich selbst mit Elektronik auseinanderzusetzen, so wie sie es getan hat.

Ganz bestimmt ziemlich unnütz

Immerhin ein Jahr war sie zuvor in einem Ingenieursstudiengang in Stockholm eingeschrieben und hat dann abgebrochen, um anschließend "etwas mit Werbung" zu machen und schließlich bei einer Firma in San Francisco zu landen. Die stellt einen sogenannten "Arduino" her, eine Plattform aus Hard- und Software, mit der Anfänger Geräte steuern oder technische Prototypen herstellen können. Der "Arduino" ist vor allem in der Maker-Szene beliebt, in der Bastler mit moderner Technik experimentieren. Giertz verbaute ihn nach ihrer Rückkehr nach Stockholm in ihren eigenen Erfindungen.

Ob die von ihr aus Spaß erfundenen Roboter einmal wirklich zum Alltag gehören könnten? "Sicher, sowas in der Art", sagt sie, "aber meine sind ganz bestimmt ziemlich unnütz." Über Science-Fiction-Szenarien mit Experimenten zu künstlicher Intelligenz macht sich Giertz keine Sorgen. Angst vor Robotern sei Angst vor dem Unbekannten. Man müsse nur herausfinden, wie die Dinger funktionieren und wie man sie kontrollieren könne. "Außerdem sind meine Roboter so einfach gestrickt, die werden niemals die Weltherrschaft an sich reißen." Ein weiterer, einfach gestrickter, unnützer Mini-Roboter ist schon in Planung. Was der dann nicht kann, ist allerdings noch streng geheim.

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