Schule:Hilfe gesucht

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Viele Kinder brauchen Extra-Stunden, um im Unterricht mitzukommen. Doch nicht in allen Ländern ist Nachhilfe so ein großes Thema wie in Deutschland.

Von Sabine Buchwald

Manchmal dauert es eine Weile, bis man sich eingesteht, dass man Hilfe braucht. Oft muss es erst schlechte Noten hageln. Dann gibt es Ärger mit den Eltern, und wenn sie es sich leisten können: Nachhilfe. Das kostet Geld, ist aber für manche Schüler die Lösung, endlich wieder gute Noten zu schreiben - in Latein zum Beispiel, in Französisch, in Deutsch, vor allem aber in Mathe. Das ist das Nachhilfefach Nummer eins.

Klar sollte sein: Man muss sich nicht als Versager fühlen, wenn man nicht mehr alleine zurechtkommt in der Schule. Nicht jeder Mensch ist gleich talentiert. Mancher braucht ein bisschen mehr Zeit, um etwas zu lernen. Wenn man in Latein nicht auf Anhieb versteht, warum die alten Römer mit einem Ablativ absolutus gesprochen haben - es gibt wirklich Schlimmeres. Vielleicht kann man dafür tolle Porträts zeichnen oder für seine Fußballmannschaft sensationelle Tore schießen.

Jemanden in Ruhe alles fragen zu können, was man sich vor der Klasse nicht traut, kann aber sehr hilfreich sein. Mit den eigenen Eltern zu lernen endet nicht selten im Streit. Bei Stoff in höheren Klassen haben viele oft selbst keine Ahnung mehr. Gute Nachhilfelehrer hingegen wissen meist schon, wo es in einem Fach Probleme gibt. Noch wichtiger aber ist, dass sie herausfinden, an welcher Stelle es hakt. Das können oft ältere Schüler am besten.

Wie heißt gleich noch mal der Knochen oben links? Für stures Auswendiglernen ist der Gang zum Nachhilfelehrer zu teuer. In vielen anderen Fällen kann er aber durchaus sinnvoll sein. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Manche Schulen organisieren sogar den Austausch zwischen guten und nicht so guten Schülern verschiedener Jahrgänge. Das ist natürlich toll. Auch weil sie vielleicht wissen, dass Lehrer Hintermaier immer einen Text über die Französische Revolution übersetzen lässt.

Wichtig dabei ist aber stets: die Motivation. Wer sich lustlos zum Nachhilfeunterricht schleppt, wird wenig Erfolg haben. Ist ja auch ärgerlich, wenn man seine Freizeit für ein Fach opfern muss, das man eigentlich gar nicht mag. Wer aber das große Einmaleins endlich anwenden kann und bessere Noten schreibt, hat vielleicht plötzlich sogar Spaß an Mathe.

In manchen Fällen wäre fremde Hilfe eigentlich gar nicht nötig. Ungefähr ein Drittel aller Nachhilfeschüler bekommt den zusätzlichen Unterricht, um befriedigende oder sogar gute Leistungen noch zu verbessern. Weil die Eltern das so wollen.

Nicht in allen Ländern ist Nachhilfe ein so großes Thema wie bei uns. Zum Beispiel in den Niederlanden, in Finnland und Kanada schauen die Lehrer, dass alle Kinder gut in der Schule mitkommen. In Deutschland ist Extraunterricht bereits in der Grundschule nicht selten. Wenn es um den Übertritt auf das Gymnasium geht, schleppen ehrgeizige Mütter und Väter ihre Kinder in Paukstudios. Dabei wäre es vielleicht besser, erst später auf eine weiterführende Schule zu wechseln.

Was aber können Schüler tun, wenn ihre Eltern kein Geld für Nachhilfe übrig haben? Zusammen mit Freunden zu lernen ist eine Möglichkeit, Unsicherheiten loszuwerden. Guten Kameraden sollte man auch vermeintlich doofe Fragen stellen dürfen. Wichtig aber ist auf jeden Fall die Erkenntnis: Jeder hat seine Schwächen und jeder hat mal eine schlechte Phase im Leben. Der geniale Albert Einstein war übrigens auch nicht in allen Fächern ein superguter Schüler. Er hat sich eben vor allem für Mathe und Physik interessiert.

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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