Schön doof:Endgültiges Ende  

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Illustration: Bene Rohlmann (Foto: Bene Rohlmann)

Hollywood plant derzeit mehr als einhundert Film-Fortsetzungen. Martin Zips fordert daher - nicht nur wegen Ghostbusters 3: Bitte keine Sequels mehr!

Von Martin Zips

Die Muppets haben die Sache durchschaut. Das Sequel, also die Fortsetzung eines Kinofilms, sei eigentlich immer schlecht, singen sie im Sequel-Song von "Muppets most wanted", dem siebten Sequel des "Muppet Movie". Aber: "Die Filmstudios wollen schließlich weiterverdienen, während sie auf Tom Hanks für Toy Story 4 warten. . . "

In den kommenden fünf Jahren plant Hollywood mehr als hundert Sequels. Eines davon: "Ghostbusters 3", wo Bill Murray anders als in den ersten beiden Teilen nur eine lediglich kleine, aber sicher gut bezahlte Rolle übernimmt. Klar, wer Murray in "Lost in Translation" von Sofia Coppola gesehen hat, in "Broken Flowers" von Jim Jarmusch oder den Filmen von Wes Anderson, der weiß: Dieser Achtzigerjahre-Geisterjäger-Käse liegt weit hinter ihm. Ghostbusters 1 und 2 waren für Murray Jobs, Vehikel auf dem Weg zu finanzieller Unabhängigkeit. Für "Ghostbusters 3" müssen ein paar wenige Stunden am Set reichen. Im Sommer 2016 soll die neue Protonenstrahler-Komödie in die Kinos kommen. Und "Toy Story 4"? Folgt ein Jahr später. Mit Tom Hanks als Stimme des Helden Woody. Wie singen die Muppets? "Wir machen ein Sequel, weil uns das Studio für ein brauchbares Franchise hält."

Liebe Filmstudios. Hört endlich auf uns mit schlechten Sequels zu bombardieren, bloß weil euch die Marktforschung einredet, dass ihr damit noch mehr Kohle macht! Brauchte es wirklich "Jurassic World", der nichts anderes ist als ein weiteres Mercedes-Benz-Product-Placement mit Dino-Schiss im Reifenprofil? Muss "Zurück in die Zukunft 4" sein, wo uns schon der erste Teil ghostbustermäßig gelangweilt hat? (Wenn schon ein Sequel, dann bitte von "Der dunkle Kristall". Und zwar, wie damals, völlig ohne Computertricks.) Der Versuch, die einst großartigen "Blues Brothers" 1998 noch einmal neu zu erfinden, ist ebenso gescheitert wie jedes Remake von "Der Weiße Hai". Bei "Indiana Jones" sind die ersten drei Teile zwar gelungen, aber dann kam Teil 4. Totalreinfall.

Noch etwas: "Fack ju Göhte" mag vor zwei Jahren ja in jeder Hinsicht die gesamtdeutsche Befindlichkeit getroffen haben, aber sollte man sich im Herbst wirklich das offenbar eiligst sandpanierte Sex-Selfie-Schüler-Saufgelage auf der Klassenfahrt nach Thailand geben? "Alles, was wir brauchen", singen die Muppets, "ist ein halbwegs annehmbarer Plot." Doch so einfach war es - Fack ju very, very matsch! - schon bei Faust 2 nicht.

Apropos Göhte. Spätestens seit Ulrich Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W." wissen wir: Fortsetzungen sind schon möglich, sie sollten aber zumindest eine einzige gute Idee liefern. In "Ghostbusters 3" versucht man es jetzt mit Gender-Frauen als Geisterjäger. Und in "Mission Impossible 4" geht's zur Abwechslung mal auf den Schnürboden der Wiener Staatsoper. Reicht das? Nö. Daher: Stoppt den Sequel-Wahnsinn, auch wenn die Muppets singen: "Schlechter als ,Der Pate 3' kann's doch bei uns auch nicht werden."

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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