Richtig Altern:Angst macht Falten

Lesezeit: 3 min

Ein fitter Körper ist nicht alles: Die Psyche bestimmt mit, wie man das Älterwerden meistert. Experten verraten, was man für die alternde Seele tun kann.

"Tick", "Tack" schreitet der Zeiger der Lebensuhr voran, Jahr für Jahr. Alt zu werden - davor haben viele Menschen Angst. Was passiert mit mir? Bleibe ich körperlich und geistig fit? "Hören Sie auf, düstere Zukunftsvisionen zu entwerfen", sagt Ursula Nuber, Psychologin aus Hirschberg-Großsachsen. Sie rät: "Konzentrieren Sie sich lieber auf das Hier und Jetzt."

Eine positive Lebenseinstellung verschönert nicht nur das Leben. Experten glauben, dass sie sogar zusätzliche Jahre schenkt. "Die Glückforschung belegt, dass Optimisten länger leben", sagt Beate Forsbach, Diplom-Psychologin aus Bamberg. "Wer sich immer mit Zukunftsängsten plagt, sich um die Gesundheit sorgt oder mit dem Lebensstatus unzufrieden ist, steht unter Daueranspannung." Dieser Stress raube dem Körper Energie, mache schlapp, müde und krank.

Auch Ursula Nuber rät, Ängsten und Sorgen nicht zu großen Raum zu geben: "Aus der Psychologie wissen wir, dass es weniger die Dinge selbst sind, die uns erschrecken, als vielmehr die Vorstellung davon." Wird mein Partner vor mir sterben? Werde ich ein Pflegefall sein? Muss ich alleine im Altenheim leben? Das sind typische Fragen über eine Zukunft, die noch in den Sternen steht.

"Setzen Sie Ihre Energie lieber in die greifbare Realität, machen Sie sich Gedanken über Ihr Leben heute", empfiehlt Nuber. "Es kommt nicht darauf an, wie alt wir werden, sondern wie wir alt werden", findet auch die Altersforscherin Ursula Lehr aus Heidelberg. "Es gilt, die Jahre mit Leben zu füllen." Wie das geht, dafür entwickle jeder Menschen sein individuelles Konzept: "Erfolgreiches Altern und Lebensqualität lassen sich nicht von außen beurteilen, sondern nur von der Person selbst."

Doch so einzigartig das persönliche Rezept für ein glückliches Altern auch sein kann: es gibt doch Übereinstimmungen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was zum glücklichen Altern beiträgt.

Neben den großen Anti-Aging-Faktoren wie Bewegung, gute Ernährung und Gesundheit, sind das vor allem psychische Aspekte: "Gelassenheit ist ein ganz großes und wichtiges Thema", sagt Forsbach. "Während man in jungen Jahren noch Tausend Ansprüchen hinterherhetzt, ist es ein erleichterndes und schönes Gefühl, endlich angekommen zu sein."

Sich nicht mehr unter Stress setzen lassen, von der Meinung Dritter unabhängiger sein: "Das sind große Vorteile im Alter, die die Lebensqualität massiv erhöhen", erklärt Forsbach. Auch Neugierde und ein reger Geist scheinen ein Jungbrunnen zu sein: "Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass geistig aktivere Menschen mit vielen Interessen ein höheres Lebensalter bei geistig-körperlichem Wohlbefinden erreichen als Menschen, die weniger Interessen haben und geistig weniger aktiv sind", sagt Ursula Lehr.

Sehr bedeutend im Alter sei das Wissen, wichtig zu sein. Dafür brauche es vor allem soziale Kontakte. "Am besten über die Familie hinaus", sagt Lehr. "Mit zunehmendem Alter sterben nahestehende Menschen weg, es können leicht Einsamkeitsgefühle entstehen."

"Fangen Sie am besten schon in der mittleren Lebenshälfte an, generativ zu sein", rät Nuber. Generativität nennen Psychologen die Fähigkeit, sich nicht nur mit dem eigenen Leben zu beschäftigen, sondern das eigene Wissen und die Fähigkeiten in die nächste Generation weiterzutragen.

"Ob Ehrenamt oder Enkelkinder, sich einzubringen schenkt Nähe und auch Anerkennung", sagt Lehr. Und es eröffnet die Chance, neue Menschen kennenzulernen. Ideal gegen Kummer und Einsamkeit seien Ehrenämter, in denen man sich um andere Menschen kümmern kann: "Damit tun sie etwas für andere und gleichzeitig auch viel für sich selbst."

Ein weiteres Erfolgsrezept für glückliches Altern sei, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen: "Zu einem gesunden und erfolgreichen Altern gehört zweifellos auch die Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte", erklärt Lehr. Herausforderungen, Probleme und Konflikte seien Teil des Lebens: "Freuen wir uns daran, dass wir sie überstanden und gemeistert haben."

Auch Ursula Nuber rät: "Grämen Sie sich nicht länger über vergangene Fehler. Versuchen Sie das, was geschehen ist, zu akzeptieren. Das kann sehr befreiend wirken." Beate Forsbach empfiehlt außerdem, bei dieser Gelegenheit die eigenen Maßstäbe zu überprüfen: "Worum geht es Ihnen im Leben wirklich? Und sind es bestimmte Dinge überhaupt noch wert, dass man sich über sie ärgert?"

Der Luxus des Alters bestehe schließlich auch darin, sich nicht mehr nach der Wahrheit und Meinung anderer richten zu müssen: "Genießen Sie Ihr Unabhängigkeit, Ihre Reife und Lebenserfahrung."

© sueddeutsche.de/Bettina Levecke, dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: