Psychotherapie:Wenn die Seele krank ist

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Worauf man bei der Suche nach einem Therapeuten achten sollte - und wie man den richtigen findet.

Zum Psychologen oder Psychiater gehen die wenigsten Menschen so leichtherzig wie zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Das liegt nach Ansicht von Prof. Frank Schneider von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin zum einen daran, dass psychische Gesundheitsprobleme noch immer ein gesellschaftliches Tabu-Thema sind.

Zum anderen sei die "Angebotslage" der verschiedenen Spezialisten gänzlich unüberschaubar, sagte der DGPPN-Präsident anlässlich des Welttages für seelische Gesundheit am 10. Oktober.

"Es gibt zum Beispiel Verhaltenstherapeuten, Psychiater, psychologische Psychotherapeuten, Gerontopsychiater oder Neurologen", zählt Schneider auf. "Die Gruppe ist so heterogen, dass Patienten nicht wissen, wohin sie gehen sollen."

Welche Behandlung ist angemessen?

Er rät Menschen mit psychischen Problemen, sich nicht auf's Geratewohl an den nächstbesten Arzt zu wenden. Sinnvoller sei es, sich bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu erkundigen, welches Behandlungsverfahren passend sein könnte: "Was ist für meine Störung das Angemessene?"

Problematisch ist laut dem Experten allerdings, dass viele Hausärzte einer Studie zufolge nicht gut in der Lage sind, zum Beispiel eine Depression zu erkennen - und das, obwohl sie für die Masse der Patienten erster Ansprechpartner sind. Als Grund nennt Schneider einerseits mangelndes Wissen der Hausärzte.

Andererseits hätten sie oft nicht genug Zeit, um sich mit den Patienten eingehend zu beschäftigen. "Ich nehme mir für den ersten Kontakt mit einem neuen Patienten immer eine Dreiviertel- bis eine Stunde Zeit", berichtet der an der Uniklinik Aachen tätige Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie dagegen aus seinem Arbeitsalltag.

Organische Ursachen

Schneider hält es darüber hinaus für sinnvoll, sich an einen Experten zu wenden, der sich auch mit organischen Beschwerden auskennt. Bestimmte Symptome beruhen nämlich nicht unbedingt auf einer psychischen Störung - gelegentlich könne zum Beispiel auch eine Schilddrüsenunterfunktion für depressive Verstimmungen verantwortlich sein. Und auch nicht jeder Fachmann sei auf eine manchmal notwendige Behandlung mit Psychopharmaka spezialisiert.

Um zu klären, ob überhaupt eine Psychotherapie notwendig ist, zahlt die gesetzliche Krankenkasse bis zu fünf sogenannte probatorische Sitzungen. Dabei beurteilt der Therapeut, ob eine behandlungsbedürftige psychische Störung vorliegt. Das ist Voraussetzung für die weitere Therapie und die Kostenübernahme durch die Kasse. Außerdem können Patient und Therapeut in dieser Zeit testen, ob sie miteinander klar kommen.

© Nina C. Zimmermann, dpa/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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