Projekt Nichtraucher:Meine Lunge gehört mir!

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Raucher sind an allem schuld. Deshalb ist es höchste Zeit, mit dem Unsinn aufzuhören und die Lunge zu säubern. Am Ende soll es heißen: Ich bin Nichtraucher!

Jürgen Schmieder

Wir Raucher haben nicht den besten Ruf: Wir verpesten die Luft, wir verprügeln Menschen in U-Bahn-Stationen, wir ruinieren das Gesundheitssystem. Wir sind die Bösewichter in Hollywood-Filmen, wir finanzieren Kinderarbeit auf Tabakplantagen, wir husten im Kino. Glaubt man militanten Zigaretten-Gegnern, sind wir quasi an allem schuld: an der stickigen Luft in der Fußballkneipe, am Smog über Peking, am Klimawandel.

Die letzte Zigarette - für immer. Lars, Ralf und Jürgen (von links). (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Und natürlich zerstören wir uns selbst. Die gesundheitlichen Schäden sind nicht mehr von der Hand zu weisen und Sprüche wie "geräuchertes Fleisch hält sich länger" sind peinlicher als Musiksendungen mit Florian Silbereisen. Raucher sind out. Basta! Vorbei die Zeiten, als es cool war, lässig wie Lucky Luke an einer Wand zu lehnen und wie ein einsamer Wolf mit Kippe im Mund Frauen anzusprechen. Das ist vorbei. Frauen halten es heutzutage mit Grace Kelly und sagen: "Wer küsst schon gerne einen Aschenbecher?"

Meine Lunge ist schwarz. Tiefschwarz. Das muss so sein, schließlich rauche ich seit zehn Jahren. Mit Unterbrechungen freilich, habe ich doch schon 367 Mal versucht aufzuhören. Einmal habe ich ganze sieben Monate keine Zigarette angerührt, um dann wieder zur täglichen Ration von einer Schachtel pro Tag zurückzukehren.

Aber: Warum hat es bisher nicht funktioniert, wenn ich aufhören wollte? War ich charakterschwach? Haben mich meine Freunde verleitet? War es der Stress in der Arbeit? Ausreden gibt es genug.

Das ist nun vorbei. Meine Leistungen beim Fußball und Tennis sind unterragend, mein Geldbeutel ist aufgrund der 1500 Euro, die ich im Jahr 2007 für den Qualm ausgegeben habe, so leer wie die Tribünen bei den Spice-Girls-Konzerten in Nordamerika. Es ist Zeit, endlich zu handeln und das Rauchen aufzugeben. Für immer.

Anders als beim Abnehmen bin ich diesmal nicht allein, ich habe mir Verstärkung besorgt. Zwei Kollegen sind dabei, um das Projekt "Saubere Lunge" zu starten. Der eine ist unser Homepage-Chef Lars Langenau, ein kettenqualmender Stressraucher - der einzige Mensch, der eine komplette Zigarette in einem Zug beenden kann. Der andere ist Produktmanager Ralf Scherer, ein selbstdrehender Hibbel mit Hang zu Panikattacken, wenn er keine Kippen bekommt.

Wir haben uns in den Kopf gesetzt, das Nichtrauchergesetz auf unser komplettes Leben anzuwenden und nie wieder zu rauchen. Wir werden alles versuchen: Nichtraucher-Pads für den Oberarm, Anti-Stress-Kaugummis, Hypnose. Und noch ein paar Dinge, von denen wir gar nicht wussten, dass es sie gibt. Natürlich wollen wir versuchen, dabei kein Gramm zuzunehmen und unsere sportlichen Leistungen zu verbessern - weg vom Knut-Image hin zum gesunden und vitalen Menschen.

Jede Woche werden wir darüber berichten, wie es voran geht, welche Krisen wir haben, welche Erfolge wir feiern - und wie wir uns gegenseitig das Leben schwer machen. Am Ende steht die große Wette: Wer zuerst wieder raucht, wird bestraft. Er muss waschen, putzen und polieren - und zwar die Autos der anderen beiden, die durchhalten.

Mein erstes Projekt wird ein Urlaub im Süden sein. Ich fahre nach Sri Lanka. Entspannt, ohne Sorgen, ohne Stress. Da sollte man es doch eine Woche ohne Zigaretten aushalten. Ralf versucht es mit Willenskraft, Lars mit einem Skikurs bei einem Privatlehrer. Hauptsache Ablenkung vom blauen Dunst.

Es geht los. Meine Lunge gehört mir - und sie wird sauber.

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