Projekt Nichtraucher:Der Nichtraucher-Millionär

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Hat eigentlich schon einmal jemand ausgerechnet, was man durchs Nichtrauchen spart? Das sollte schleunigst jemand machen. Und sich dann von Chef, Staat und Banken auszahlen lassen.

Jürgen Schmieder

Der Februar hat es wirklich nicht leicht. Er ist selbst im Schaltjahr noch kürzer als seine elf Kollegen, die Fastenzeit fällt in seine Regentschaft, es ist saukalt. Kein Wunder, dass dieser Monat so beliebt ist wie Haarausfall in der Pubertät. Es kommt noch hinzu, dass die Steuererklärung für das vergangene Jahr gemacht werden muss und moderne Firmenchefs mit ihren Mitarbeitern sogenannte Zielvereinbarungsgespräche abhalten.

Wer raucht, verbrennt nur Geld. (Foto: Foto: istock)

Das Wort Zielvereinbarungsgespräch ist Managerdeutsch für knallharte Verhandlung, schließlich ist das Erreichen von Zielen meist Ansichtssache. Deshalb sollte sich ein braver Angestellter nur wohlvorbereitet ins Konferenzzimmer wagen. Er muss triftige Gründe vorbringen, warum er unentbehrlich ist, warum er der Firma eine Menge Geld bringt oder - noch besser - dem Unternehmen Kosten spart.

Ich gehe in dieses Gespräch so gelassen wie ein Schweizer in seine Uhrenfabrik. Nicht weil ich mich für den Mitarbeiter des Jahres 2007 halten würde, sondern weil ich vor 39 Tagen das Rauchen aufgehört habe. Ich bin ein wirtschaftlicher Erfolg - nicht nur rational, sondern rationell. Für mich, für mein Unternehmen, für die Krankenkassen, für die gesamte Wirtschaft. Ich habe da mal eine kleine Rechnung gemacht.

Raucher kosten die deutsche Volkswirtschaft laut Statistik 25 Milliarden Euro. Pro Jahr. Da es 17 Millionen Raucher gibt, spare ich dem deutschen Volk seit Januar 1470 Euro. Da ich ein großzügiger Mensch bin, verrechne ich diese Summe mit den fehlenden Tabaksteuereinnahmen von 446,58 Euro - und werde bei meiner Steuererklärung nur 1023,42 Euro vom Staat zurückfordern. Bis zu meinem Renteneintritt in 41 Jahren (nach der übernächsten Rentenalteranhebung) sind das 41.960,22 Euro. Wenn der Staat sofort zahlt, erlasse ich ihm die Inflation.

Durch das Aufhören spare ich laut dem Rauchfrei-Rechner von SWR3 ab sofort pro Tag 3,61 Euro. Da ich nun - das sagt der Lifetime-Rechner - bei meinem gesunden Lebenswandel noch exakt 49,7 Jahre zu leben habe, bin ich dadurch für mich selbst bis zum Ende 65.487,21 Euro im Plus. Das sollte reichen, um zur Bank zu gehen, einen Kredit in dieser Höhe aufzunehmen und mir endlich einen halben Audi R8 zu kaufen. Mit den 41.960,22 Euro vom Staat habe ich schon 85 Prozent beisammen.

Nun zur Firma und dem Zielvereinbarungsgespräch: Ich bin auf die Internetseite zigarettenpauserechner.de gestoßen. Dort füllt man ein Formular aus und bekommt sofort berechnet, wie viel man seiner Firma kostet, wenn man Raucherpausen abhält. Man kann es natürlich auch reziprok anweden. Durch das Aufhören spare ich meiner Firma 5,01 Euro pro Stunde. Das sind 40,12 Euro pro Tag. Allein im Monat Januar also 1203,51 Euro.

Da mein Chef mich als Raucher eingestellt hat, ist das Aufhören ein Upgraden meiner selbst. Das sollte er honorieren. Ich würde sagen, wir machen fifty-fifty und mein Gehalt wird um 600 Euro pro Monat erhöht.

Das bedeutet, dass ich in 28,6 Monaten, also am 19. Mai 2010 die restlichen 17.155,28 Euro beisammen habe und mit dem R8 zur WM nach Südafrika brausen darf. Die 600 Euro pro Monat muss der Chef nämlich auch im Februar komplett zahlen - banktechnisch hat der Februar nämlich 30 Zinstage und ist somit genauso toll wie alle anderen Monate.

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