Natur:Wo geht's hier nach Salat?

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Die spanische Wegschnecke ist die häufigste Nacktschneckenart in Deutschland. Mit Spanien hat sie allerdings nichts zu tun. (Foto: IMAGO/blickwinkel)

Nacktschnecken sind die vielleicht fieseste Barfußfalle der Welt. Acht Fakten zum Einschleimen.

Von Franziska Draeger

Wo hat die ihr Haus gelassen?

Den eigenen Unterschlupf auf dem Rücken zu tragen, hat sich bewährt: Schnecken machen das schon seit über 500 Millionen Jahren so. Ihr Gehäuse ist ein sehr guter Schutz gegen Hitze und Feinde. Warum verzichten Nacktschnecken dann darauf? Auch das gehäuselose Leben hat Vorteile. Nacktschnecken sind zum Beispiel schneller und wendiger und können sich in schmalen Ritzen verkriechen, in denen ihre behausten Verwandten stecken bleiben würden. Gegen die Sonne haben sie sich eine dicke Haut zugelegt, Feinde halten sie sich mit einem bitter schmeckenden Schleim vom Leib. Davon produzieren sie so viel, dass Laufenten manchmal daran ersticken. Igel wiederum wälzen Nacktschnecken-Snacks im Sand, damit sie ausschleimen.

Sind die alle nackig?

Manche Schnecken machen Kompromisse - und kriechen halbnackt durch die Gegend. Auf ihrem Rücken tragen sie Miniaturhäuschen. Als Schneckenkinder passen sie noch hinein, später nicht mehr. Sie hören quasi mitten in ihrer Jugend einfach auf, ihr Haus weiter auszubauen. Manche Halbnacktschnecken haben auch eine Art Haus unter der Haut, das von außen aussieht wie ein sonderbarer Wulst. Erst im April wurde im tropischen Regenwald von Brunei eine ganz neue Art entdeckt und auf den Namen Microparmarion sallehi getauft.

Sind die giftig?

Nicht nur an Land, auch im Meer leben Nacktschnecken. Die sind oft abenteuerlich farbenprächtig und sehr giftig. Ihr Gift klauen sie sich zusammen: Einige Schnecken fressen dazu Seeanemonen, deren Fangarme giftige Nesselkapseln enthalten. Sie schleusen sie unbeschadet durch ihren Verdauungstrakt und sammeln sie unter der Haut. Andere Schnecken scheren sich nicht um Gift und klauen stattdessen Energie. Dafür schnappen sie sich Chloroplasten aus Algen - das sind die Kraftwerke der Pflanzen, mit denen sie durch Sonnenlicht aus Wasser und Luft Zucker herstellen. Diese Algenbestandteile lassen sie dann für sich arbeiten.

Wo ist bei Schnecken der Po?

Essen verspeisen und loswerden, das liegt bei Schnecken nicht weit auseinander. Rechts hinter dem Kopf ist der Po. Denn die Vorfahren aller heutigen Schnecken waren Tiere mit Gehäuse. Da das Hinterende aber fest im Gehäuse steckt, mussten Mund und Po weiter nach vorne wandern. Da sind sie auch heute noch, auch bei Nacktschnecken, die nicht aufpassen müssen, ihr Haus sauber zu halten.

Warum sind die alle so schleimig?

Einige Nacktschnecken können sich an einem Schleimfaden kopfüber bis zu zwei Meter abseilen. Dabei kommt ihnen zu Gute, dass sie kein Haus mit sich herumschleppen. Überhaupt ist Schneckenschleim ein wahrer Superstoff: Er dient als Gleitschicht zur Fortbewegung, mit der Schnecken sogar verletzungsfrei über Rasierklingen kriechen können. Und er klebt so stark, dass sie selbst kopfüber kriechen können. Forschende versuchen deshalb, den Schleim als natürlichen Klebstoff nachzubauen - und hoffen, dass er irgendwann in der Medizin eingesetzt werden kann. Zum Beispiel, um Blutgefäße oder Organe zu kleben.

Wie kriegt man den Schnodder ab?

Abends noch mal barfuß über die Wiese gerannt - und schon glänzen und kleben die Füße, weil man irgendwie immer in mindestens eine Nacktschnecke tappt. Mit Wasser bekommt man das den Schneckenschleim nur schwer ab. Besser: den Schleim trocknen zu lassen und abreiben, wie bei Flüssigkleber. Auch ein Gel zur Handdesinfektion wirkt schleimlösend.

Taugen die als Haustie re?

Wenn sie schon selbst kein Haus haben, warum sie nicht ins Haus aufnehmen? Mit einem Terrarium, das luftig verschließbar ist und einigen Gemüseresten am Tag kann man ein kleines Haustier halten. Dann sieht man auch mit eigenen Augen, wie eine Schnecke trinkt und frisst und kann stoppen, wie schnell sie unterwegs ist. Nach ein paar Tagen sollte man den schleimigen Mitbewohner einfach wieder auf eine feuchte Wiese setzen. Hauptsache, weit genug weg vom Salatbeet.

Wer gewinnt beim Schneckenrennen?

Sagt die Schneckenmama zu ihrem Kind: "Beeil dich, wenn du über die Straße gehst! In drei Stunden kommt der Bus." Über das Schneckentempo gibt es viele Witze. Kein Wunder: Eine Weinbergschnecke schafft nur sieben bis acht Zentimeter pro Minute. Eine Nacktschnecke käme immerhin auf elf bis zwölf Zentimeter in der gleichen Zeit, wenn sie Vollgas gibt. Das Tempo hängt dabei sehr vom Untergrund und der Feuchtigkeit ab. Es bleibt aber immer, nun ja, lahm. Schneckentempo eben.

© SZ vom 03.06.2023 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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