Miss Künstliche Schönheit:Plaste und Elaste

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Wer ist die gelungenste Kunst-Schönheit im ganzen Land? In Ungarn wird die Schönste unter Operierten gekrönt.

Michael Frank

Der geniale Musiker Frank Zappa hat vor Jahrzehnten den Begriff der "Plastic People" geschaffen. Er wird sich nicht haben träumen lassen, wie konkret die Vision von der künstlichen Menschenwelt alsbald sein, wie nahe ihm Frankenstein auf den Fersen sein würde. In Ungarn soll im Oktober "Miss Plastic Hungary" gewählt werden.

(Foto: Foto: dpa)

Eine Schönheitskönigin soll sie sein. Und sie muss garantieren können, dass Wesentliches an ihrer Wohlgestalt nicht von der Natur, sondern von Menschenhand gemacht ist. Zugelassen bei der öffentlichen Schau in Budapest sind also nur junge Damen, die sich unter die Messer der Schönheitschirurgen begeben haben, um so den Proportionen des körperlichen Daseins einen besonderen - nicht immer schöneren - Schliff verleihen zu lassen.

"Nein, es geht nicht um die verdiente Arbeiterin des VEB Plaste und Elaste. Nun wird die Puszta zum Silicon Valley," höhnt die deutschsprachige ungarische Netzzeitung Pester Lloyd. Die Regeln sind streng: Nur wer mindestens eine Schönheitsoperation hinter sich hat, die örtliche Betäubung oder Narkose nötig machte, darf sich präsentieren.

Den 25 Damen werden kleinere Manipulationen wie Botox- oder Kollageninjektionen nicht angerechnet, das ist schon viel zu natürlich. Schon 18-Jährige können teilnehmen. Die Veranstalter, die in der in Ungarn boomenden chirurgischen Verschönerungsschneiderei zu suchen sind, gehen allerdings davon aus, dass hauptsächlich Kandidatinnen jenseits der 30 Lebensjahre über den Laufsteg gehen werden.

Süffisant lassen sie verlauten, es gehe nicht darum, das Ergebnis "übertriebener oder gar misslungener Operationen" zu zeigen. Die Schönheitschirurgie ist nach Zahnbehandlungen der mäßigen Preise wegen ein Riesengeschäft in Ungarn. Auch aus dem benachbarten Ausland reist gerne Kundschaft an.

Die Kandidatinnen hätten vielmehr eine "vollkommene leiblich-seelische Harmonie" auszustrahlen. Wie das gehen soll, ist rätselhaft, lässt doch allein der Drang zur chirurgischen Aufwertung des Leibes an sich schon auf einiges Ungleichgewicht seelischer oder psychischer Art schließen. Es dürfen übrigens nur Ungarinnen teilnehmen, oder solche Damen, die zumindest einen festen Wohnsitz in Ungarn haben. Zu gewinnen sind eine Eigentumswohnung, ein Auto und eine Keniareise. Die Chirurgen der "Schönsten" sollen ebenfalls einen Preis bekommen.

In Europa hat es einen solchen Humunkulus-Wettbewerb zuvor noch nicht gegeben. Auf Frankensteins Pfaden wandelte, soweit bekannt, bislang nur China: Im Jahr 2004 hat dort bereits ein ähnlicher Wettbewerb kunstgeschnitzter Damen stattgefunden. Präsentieren konnten sich dabei auch menschliche Skulpturen aus anderen Ländern.

© SZ vom 01.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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