Familien-Newsletter:"Jungs sind halt so"

Lesezeit: 1 min

Das wird gerne so dahin gesagt. Aber wie sind sie eigentlich? Was für Männer sollen sie mal werden? Und was hat Erziehung damit zu tun?

Von Barbara Vorsamer

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Lieblingsinfluencerin meiner zwölfjährigen Tochter heißt Dani Klieber, mein neunjähriger Sohn guckt am liebsten Videos des Youtubers Paluten. Klieber mag Make-Up, Kimchi und ordentliche Zimmer, Paluten redet viel zu schnell und versucht, den Kindern seinen Merchandise zu verkaufen. Damit hält sich der schlechte Einfluss meiner Meinung nach aber noch in Grenzen.

Wie ich wohl damit umgehen würde, wenn mein Sohn als Teenager jemandem wie Andrew Tate nacheifern wurde? Dieser hat mit seiner Botschaft, Frauen verdienten es, von Männern beherrscht zu werden, Millionen Pubertierende und junge Erwachsenen erreicht, 2022 gehörte er zu den zehn meist gesuchtesten Personen auf Google. Aktuell wartet der Social-Media-Star in der Nähe von Bukarest auf seinen Prozess wegen des Verdachts auf Vergewaltigung, Menschenhandel und Geldwäsche.

In einem Zeitgeist, in dem viel von Gleichberechtigung, Feminismus und LGBTQI+ die Rede ist und in dem Männlichkeit, wenn überhaupt, als Problem vorkommt (toxisch!), füllen Tate und Konsorten eine Lücke. Denn dieser Zeitgeist lässt männliche Teenager ganz schön alleine mit ihrem steigenden Testosteronspiegel und der Frage: Was für ein Mann will ich sein?

Meine Kollegin Mareen Linnartz hat sich kürzlich ausführlich mit dieser Frage beschäftigt und dafür nicht nur Experten wie den Männlichkeitsforscher Markus Theunert befragt, sondern sich auch mit ein paar Realschülern zusammengesetzt und sie gefragt, wie sie sich sehen - und wie sie sich von der Gesellschaft gesehen fühlen. Ich empfehle Ihnen den Text sehr.

Den Grundkonflikt fasst der amerikanische Wissenschaftler Richard Reeves in seinem Buch "Von Jungen und Männern" so zusammen: Konservative verlangen von den Heranwachsenden, wie ihre Väter zu werden, progressive Stimmen wollen, dass sie wie ihre Schwestern sind. Ein modernes, positives Bild von Männlichkeit fehle aktuell.

Was denken Sie darüber? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben.

Ein schönes Wochenende wünscht

Barbara Vorsamer

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