Leute:Brustkrebsdiagnose nach Mammografie im TV

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New York (dpa) - Journalisten halten sich zuweilen für unverwundbar. Über Unglücke berichtet man, aber sie passieren anderen.

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New York (dpa) - Journalisten halten sich zuweilen für unverwundbar. Über Unglücke berichtet man, aber sie passieren anderen.

So dachte auch Amy Robach, als sie über Brustkrebs recherchierte und - nur für die Reportage - vor laufender Kamera einen Test machte. Das Ergebnis war erschütternd: Robach hat Krebs. Noch diese Woche werden ihr die Brüste abgenommen.

„In den letzten 20 Jahren habe ich in meinem Job sehr oft über die Tragödien anderer Leute berichtet. Aber nie über meine eigene“, schrieb Robach. Sie ist kein Star, aber eine bekannte Journalistin, die für das Frühstücksfernsehen „Good Morning America“ arbeitet. Die Mutter von zwei eigenen Töchtern und drei Stiefkindern, die einst an einer „Miss Georgia“-Wahl teilnahm, ist mit dem Schauspieler Andrew Shue verheiratet. Vor sechs Wochen war ihre Welt noch in Ordnung.

Am 1. Oktober machte sie eine Vorsorgeuntersuchung zur Erkennung von Brustkrebs. Nicht aus Angst, auch nicht aus Vernunftgründen. Sie habe es nur machen lassen, „um Frauen die Angst zu nehmen“. Also stellte sie sich der ersten Live-Mammografie im US-Fernsehen, Millionen sahen zu. Trotzdem war es nur eine Alltagsreportage, nichts besonderes. Eigentlich wollte sie nicht, ihr Chef hatte sie tagelang überreden müssen.

„Ich hatte keine Ahnung, dass es bei mir um Leben oder Tod ging“, schreibt Robach nun. Denn eigentlich wollte sie in der Klinik nur die Geschichte zu Ende bringen und ein paar Bilder drehen: So, kein Brustkrebs. Liebe Frauen, macht es auch so, geht schön zur Vorsorge!

Doch Robach hat Krebs. „Ich war allein an diesem Nachmittag. Ich hatte nicht daran gedacht, jemanden mitzunehmen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass dieser Tag mein Leben verändert.“ Der Begriff „aus heiterem Himmel“ umschreibt nicht annähernd, was die Diagnose für ein Schock für die 40-Jährige war. Ihr Mann war geschäftlich unterwegs, die Eltern leben in Michigan. „Aber noch in der Nacht kamen alle nach New York geflogen, um den Kampf aufzunehmen.“

Es ist ein Kampf, den Millionen Frauen kämpfen. In Deutschland bekommen jedes Jahr gut 70 000 Frauen, und ein paar Hundert Männer, die Diagnose Brustkrebs. Wenn er rechtzeitig entdeckt wird, kann die Medizin oft das Leben, nicht nur das biologische, retten. Wenn nicht, drohen Entstellungen und der Tod. Etwa 17 000 Mal ist das in Deutschland jährlich der Fall, weltweit fast eine halbe Million.

In den USA hat der Kampf gegen Brustkrebs eine öffentliche Unterstützung wie sonst höchstens noch der gegen Aids. Der Oktober ist der „National Breast Cancer Awareness Month“, in dem überall Kampagnen zur Früherkennung laufen und die Medien voll von Berichten sind. Das treibt seltsame Blüten, wenn sich Moderatoren dafür rechtfertigen müssen, die rosa Schleife nicht am Revers zu tragen. Oder wenn die Schleife, die für Solidarität mit den Kranken steht, auf Produkten prangt, die niemand ernsthaft als gesund betrachtet.

Im April hatte sich Angelina Jolie aus Angst vor Brustkrebs beide Brüste abnehmen lassen. Davor war es die „Miss America“-Teilnehmerin Allyn Rose. Jetzt ist es Robach. Am Donnerstag, nur Tage nach der Diagnose, wird sie sich beide Brüste entfernen lassen. „Ich kann nur hoffen, dass das ein Vorbild für viele Frauen sein wird“, schreibt sie. „Keine Ausreden! Es ist eine Sache zwischen Leben und Tod.“

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