Krieg:Mitgenommen

(Foto: privat)

Wer flüchtet, muss eine Menge zurücklassen. Hier erzählen Kinder und Jugendliche, was sie trotzdem retten konnten. Diesmal: Rama, 19, aus Aleppo in Syrien. Sie lebt seit sechs Jahren in Hamburg und hat eine Münze dabei.

Protokoll: Jette Rehm

"Ich habe ein Geldstück aus Syrien mitgenommen, eine 10-Lira-Münze. Früher war das viel wert, mein Taschengeld für einen ganzen Monat. Aber durch den Krieg in Syrien hat unsere Währung an Wert verloren, die Münze ist jetzt nicht mal mehr einen Cent wert. Für mich ist sie trotzdem wertvoll: Sie erinnert mich an zu Hause, mein altes Leben, meine Familie, Freunde, die Schule. In den Pausen haben wir früher immer Spiele gespielt, so ähnlich wie Schere, Stein, Papier. Und im Sommer hatten wir drei Monate Ferien. Da haben wir oft Urlaub in Syrien gemacht und andere Städte besucht. Die meisten davon sind mittlerweile zerstört. Genau wie unser Haus in Aleppo. Ich vermisse die Feste sehr, die wir dort mit der ganzen Familie gefeiert haben. Das geht hier in Deutschland nicht mehr, weil nur meine Eltern und meine beiden Brüder hier sind. Wenn kein Krieg mehr wäre, würde ich wieder nach Syrien zurückgehen. Neben unserem Haus gab es eine Schaukel, das war immer mein Lieblingsplatz. Ob es die Schaukel wohl noch gibt?"

© SZ vom 01.07.2023 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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