Für die Verbraucherorganisation Foodwatch ist der Joghurt-Drink Actimel eines der "ärgerlichsten Lügenprodukte", die es in den Supermärkten zu kaufen gibt. Die Leckerei, die angeblich die Abwehrkräfte stärken soll, ist für die Lebensmittel-Experten nichts weiter als eine "teure Süßigkeit". Im Frühjahr hat Foodwatch dem Actimel-Drink den "Goldenen Windbeutel" für die dreisteste Werbelüge zuerkannt.
Auch in Großbritannien ist der vom Lebensmittelkonzern Danone hergestellte Joghurt-Drink ins Gerede gekommen. Die britische Werbeaufsicht ASA hat die Ausstrahlung bestimmter TV-Werbespots für Actimel gestoppt. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde sind die Behauptungen des Lebensmittelskonzerns, dass Actimel positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern habe, nicht erwiesen. Danone erklärte, die fraglichen Spots würden seit August 2008 nicht mehr ausgestrahlt.
Die strittigen Werbespots zeigten spielende Kinder, eine Stimme aus dem Off erläuterte, dass Kinder Actimel "lieben" und dass das Getränk zudem gut für sie sei. Im Anschluss hieß es, es sei wissenschaftlich belegt, dass Actimel die natürlichen Abwehrkräfte von Kindern stärke. Die Wörter "wissenschaftlich erwiesen" waren auch auf dem Bildschirm zu lesen.
Nicht übertragbar auf britische Kinder
Danone hatte bei der ASA seinerseits erklärt, die Vorzüge von Actimel seien durch 23 Studien an mehr als 6000 Menschen aller Altersgruppen belegt, für acht dieser Studien seien Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre untersucht worden. Die ASA hielt dem aber entgegen, dass einige dieser Studien wegen ihrer Teilnehmergruppen nicht auf jene Gruppen übertragen werden könnten, an die sich die TV-Spots in Großbritannien gerichtet hätten. So seien für eine der Studien schwer durchfallkranke Kinder in indischen Krankenhäusern überprüft worden, für eine andere Babys.
Auch andere Studien überzeugten die ASA nicht, weil die Kinder dafür doppelt so viel Actimel - nämlich 200 Gramm - schlucken mussten wie von Danone empfohlen. Zu diesem Punkt erklärte Danone, die Versuchsteilnehmer würden aufgefordert, zwei Fläschchen zu leeren, "um sicher zu gehen, dass sie wenigstens eins leertrinken".