Hometrainertest (4): Kettler Speed Pro:Strampeln war noch nie so sexy

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Das Heimfahrrad in orthopädischer Farbgebung war gestern: Heute wird auf dezent mattiertem schwarzen Stahl und Chrom geschwitzt. Kaum ein Sportgerät fügt sich so gekonnt in eine Wohnung ein.

Thomas Becker

So heißt es: Kettler Speed Pro Das ist es: Ein Spintrainer und Indoor-Cycle Das soll es: Die Ausdauer verbessern

Heimfahrrad war gestern. So sieht ein Spin Pro aus. (Foto: Foto: oh)

So ein Sonntagabend-Tatort ist eine feine Sache. Der Sohnemann geht fast freiwillig ins Bett, wundert sich nur kurz, dass Papa abends um acht nochmal Turnhose und Sportschuhe anzieht - zum Fernsehgucken? "Nicht doch, Spatz, ich geh nur mal kurz radeln." Stimmt natürlich nicht ganz.

Wer den Spintrainer Speed Pro im Wohnzimmer stehen hat, geht nicht mal kurz radeln. Der radelt eher lange. Mitunter sogar: sehr lange. Sonntagabends auch schon mal einen ganzen "Tatort" lang. Auf der Couch zieht sich die Mördersuche ja zuweilen - auf dem Indoor-Radl scheint der Gauner im Einsdreifix gefasst zu sein.

Das Indoor-Bike verdirbt Bürohengsten und Couch-Potatoes die schönsten Ausreden. Dauerregen und arktische Kälte sind eher selten im Wohnzimmer, für eine kurzen, schweißtreibenden Workout ist es nie zu spät und geöffnet hat das Spinning-Radl auch 24 Stunden am Tag. Es spricht einfach überhaupt nichts gegen körperliche Betätigung, während die Glotze flimmert oder aus dem frisch renovierten Cassettendeck die alten Lieblingssongs knattern. Und das wohlige Gefühl der Erschöpftung und die Genugtuung, es diesem elenden inneren Schweinehund mal so richtig gezeigt zu haben, mündet zudem auch nicht am Biertisch in der Vereinskneipe, sondern schön brav und total vernunftbegabt gleich im Bett.

Sympathie beim Griff

Der Spintrainer Speed Pro ist eigentlich in Fitness-Studios zu Hause, fügt sich aber auch in gewöhnliche Drei-Zimmer-Wohnungen ein. Dank so genannter Transportrollen ist das doch recht massive Rad (Gewicht: 38 Kilo) schnell und unkompliziert wieder aus dem Wohnzimmer verbannt. Andererseits macht es auch optisch etwas her: schwarz, rot, chrom, irgendwie windschnittig - die Trimm-dich-Räder der 70er Jahre kamen nicht so sexy daher.

Auch Freunde der Technik werden Spaß damit haben: Da ist von "hochwertiger Schwungmassenlagerung für höchste Verschleißfestigkeit" die Rede, vom "geräuschlosen Rillenriemenantrieb mit Schutzverkleidung", vom "robusten Rennrahmen aus verstärktem, innen- und außenverzinktem Tunnelrohr", vom "Backenbremssystem für höchste Widerstände", von "hochwertigen Tretlagereinheit mit Industrielagern", von "THUN Pedalarmen mit Kombi-Klick-Pedalen" und sogar der Lenker ist nicht nur gummiert, sondern auch noch "hygienisch und griffsympathisch". Na dann.

Unnötig zu erwähnen, dass es natürlich auch eine Trinkflaschenhalterung samt Trinkflasche gibt. Nur das dringend nötige Handtuch, das es unter dem Rad auszulegen gilt, ist nicht im Preis. Denn egal, welchen Gang respektive Schwierigkeitsgrad man zum Radeln wählt: Der Schweiß fließt, und das nicht zu knapp. Aber so soll es ja auch sein.

Fazit: Es gibt nichts Gutes außer man tut es. Und wer seit Jahren davon faselt, "demnächst endlich mal das schöne alte Rennrad mit den zwölf Gängen herzurichten", sollte jetzt einfach die Klappe halten und wenigstens ab und zu vor der Glotze strampeln. Funktioniert übrigens nicht nur beim "Tatort", sondern auch bei Sportschau und ähnlichen TV-Musts. Vorsicht bei Filmen mit Überlänge!

Daten und Fakten: Maximale Gewichtsbelastung: 130 kg Aufstellmaße: l=120 cm , b=53 cm, h=120 cm Garantie:zwei Jahre Preis: ca. 720 Euro

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