Hometrainertest (3): Der Stepper:Für den perfekten Hintern

Lesezeit: 2 min

Ein Stepper soll helfen, die Beine und den Hintern zu trainieren. Man stählt damit aber vor allem eines: seinen Willen. Denn langweiliger geht es kaum.

Birgit Lutz-Temsch

So heißt es: Fitness Performance Das ist es: Ein Stepper Das soll es: Den Hintern und die Beine trainieren

(Foto: Foto: iStock)

Ich bin ein Bergsteiger. Selbst für einen Münchner hat dieser Sport den Nachteil, dass er zeitaufwändig und immer mit einer Fahrt in die Berge verbunden ist. Was macht man also, wenn man über einen längeren Zeitraum - und das ist für jemand wirklich Bergbegeisterten etwa eine Woche - nicht in die Berge kann? Man sorgt sich um seine Beinmuskeln, die man sich in brüllend heißen Anstiegen über Geröllfelder antrainiert hat. Befürchtet, dass man wieder beim Punkt null anfangen muss. Verzweifelt, dass alles umsonst gewesen sein könnte. Das kann psychologisch sehr quälend sein. Und irgendwann tut man dann, von dem man nie gedacht hätte, das man es tut: Man kauft einen Stepper.

Man stellt ihn ans geöffnete Fenster. Und steppt. Das Geräusch ist gewöhnungsbedürftig. Es macht so etwas wie quietsch-pataf, quietsch-pataf, quietsch-pataf. Immer wieder. Der Parkettboden ächzt im gleichen Rhythmus. Wie ein Waldboden klingt das nicht gerade. Eher wie eine Fabrik, in der Eisen und Holz verarbeitet werden.

Der Stepper war ein Billig-Gerät aus einem Kaufhaus. Er hat ein Display, das schon nach dreimaligem Gebrauch so altersschwach geworden ist, dass ich im Stehen nichts mehr entziffern kann. Das macht aus dem Steppen eine Gleichgewichtsübung, weil ich mich steppend immer wieder bücke, um zu sehen, wie viele Stufen ich nun schon erklommen habe. Mit unverminderter Steppgeschwindigkeit ist das nicht einfach. Ja, es ist unmöglich.

Aber das ist auch schon die einzige Aufregung. Man muss es einfach sagen: Steppen ist stinklangweilig. Man tritt das Gerät. Kommt nicht von der Stelle. Tritt das Gerät. Schaut zum Fenster hinaus. Tritt das Gerät. Mich kann man zu sportlichen Aktivitäten aber nur bringen, wenn ich noch eine Zusatzgratifikation bekomme. Den Gipfelblick, den Kaiserschmarrn, eine bewusstseinserweiternde Abfahrt. Nichts davon ist nach einer Fitness-Performance auf dem Stepper zu erwarten.

Dementsprechend schwer fällt mir das Gesteppe. Ich stelle den Widerstand mit dem großen Stellrand auf die schwerste Variante. Und steppe. Schwitze. Weil ich auf der Stelle trete und trotz des geöffneten Fensters kein Lüftchen weht.

Mit ganz großem Unwillen halte ich das acht Minuten durch, anfangs. Stelle mich aber tapfer jeden zweiten Tag wieder auf das Gerät. Und steigere mich in der zweiten Woche auf zwei Durchgänge zu je 20 Minuten, bei denen ich jeweils 2700 Stufe steige. Danach bin ich wenigstens so etwas wie stolz. Dass ich nicht aufgegeben habe. Dass ich meinen Willen trainiere. Und meine Beinmuskeln fühlen sich tatsächlich ein bisschen wie nach einem Aufstieg an. Aber nicht richtig. Vielleicht sollte ich mich anstelle vor das Fenster vor eine Fototapete stellen, oder ein Bergvideo zum Steppen anschauen, um meinem Hirn vorzugaukeln, ich sei in den Bergen.

Auch, weil schräg gegenüber von meinem Trainingslager ein Bürogebäude steht. Dort sitzt eine junge Frau an einem Schreibtisch, die sich wahrscheinlich sehr wundert. Denn ich weiß, dass sie mich sieht. Ich weiß aber nicht, wie das aus ihrer Perspektive aussieht, was ich da mache. Es sieht vermutlich bekloppt aus.

Fazit: Das Training der gewünschten Muskelgruppen funktioniert einigermaßen. Als zeitsparende Notlösung ist der Stepper also allemal geeignet, um in Form zu bleiben. Menschen wie ich trainieren mit ihm aber vor allem ihren Willen: Nicht aufhören, weil es nun mal gar so langweilig ist, ist die größte Herausforderung dabei.

Der große Hometrainertest: Jeden Dienstag neu unter www.sueddeutsche.de/hometrainer

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: